Huub Stevens, neuer HSV-Trainer
: Der Feuerwehrmann

Der Hamburger SV ist Letzter. Der Hamburger SV braucht Erfolg. Sofort. Wenn die Cluboberen da Huub Stevens als neuen Trainer und Feuerwehrmann präsentieren, passt das auf den ersten Blick kaum zusammen. Der Ex-Trainer von Roda Kerkrade ist nämlich weder ein Brandmeister noch in der jüngeren Vergangenheit erfolgreich durch die Fußball-Republik getourt: Auf Schalke durfte er 2001 zwei Minuten lang eine Meisterschaft feiern, die dann doch nach München ging. Hertha BSC Berlin führte er als Gentleman in Anzug und Krawatte mit harter Hand an den Abgrund zu Liga zwei und dort den 1. FC Köln als Aufstiegsfavoriten ins Nirgendwo.

Doch aus zwei einfachen Gründen konnte die Antwort auf die Frage nach dem neuen Trainer nur Huub Stevens heißen. Erstens ist der Holland-Huub alles, was Thomas Doll nie sein konnte: Ein harter Disziplinfanatiker, der so selten aus tiefstem Herzen lächelt, wie er einen grammatisch korrekten deutschen Satz ins Mikrofon grummelt. Ein Trainer, der sich den Spielern gegenüber als Autorität begreift und nicht einer von ihnen sein will. Thomas Doll war immer ein Kumpeltyp, Stevens nicht einmal, als er noch im Pott malochte.

Zweitens ist der 53-Jährige der notwendige Höhepunkt der schleichenden Niederländisierung des Traditionsvereins. Allein seine Herkunft könnte ein Problem des HSV typisch holländisch in Rauch aufgehen lassen. Denn die drei Orangen des HSV, Van der Vaart, De Jong und Mathijsen, müssten eigentlich das bilden, was Trainer gerne als ihre „Achse“ bezeichnen. Nur dass diese Achse noch nicht richtig angekommen ist in Hamburg. Heimweh und so. Folglich wurde nun ein Coach verpflichtet, der ihre Sprache spricht. Gegen Heimweh und so.

Die Hamburger Chefetage ist sich jedenfalls sicher, den richtigen Mann an die Elbe geholt zu haben. Schließlich ist der ja ehemaliger UEFA-Cup-Sieger und Trainer der Schalker Jahrhundertauswahl. Da werden dann auch gleich klare Erwartungen formuliert: Stevens soll nicht nur „die Verunsicherung aus den Köpfen der Spieler kriegen“ (Präsident Bernd Hofmann). Sondern endlich auch den antiautoritären Kommune-Eins-Mief aus der Mannschaft pusten. Huub Stevens: „Das ist die letzte Chance für das Fußball in Hamburg.“

LUCAS VOGELSANG