Die Parlamente bleiben eine Domäne der Männer

■ Im weltweiten Durchschnitt sind nur rund elf Prozent aller Abgeordneten Frauen. In Osteuropas frei gewählten Parlamenten ging der Frauenanteil sogar deutlich zurück

Genf (taz) – Der politische Einfluß von Frauen bleibt weltweit beschränkt – zumindest in den Parlamenten. Im Jahr 1996 war nur jeder neunte Parlamentssitz in den 179 Volksvertretungen dieser Erde mit einer Frau besetzt. Das geht aus einer gestern in Genf veröffentlichten Studie der Interparlamentarischen Union (IPU) hervor. Seit der letzten Untersuchung vor zwei Jahren hat sich der Frauenanteil in den Volksvertretungen damit lediglich um 0,4 Prozent erhöht. Und gegenüber dem Spitzenstand von 14,4 Prozent 1988 ist sogar ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.

Mit Abstand die meisten Frauen sitzen in den Parlamenten der skandinavischen Staaten: 40,4 Prozent beträgt ihr Anteil in Schweden, 39,4 in Norwegen, 33,5 in Finnland sowie 33 Prozent in Dänemark. Mit 26,2 Prozent nimmt Deutschland Platz neun ein – immerhin noch weit vor den USA und Großbritannien, die mit 11,7 beziehungsweise 9,5 Prozent abgeschlagen auf den Rängen 41 und 50 liegen. Frankreich landete mit 6,4 Prozent gar auf Rang 72.

Für den deutlichen Rückgang des weltweiten Frauenanteils im Vergleich zum Spitzenjahr 1988 ist vor allem die politische Entwicklung in den osteuropäischen Staaten verantwortlich. In den IPU- Untersuchungen vor 1991 lagen diese Länder immer direkt hinter der skandinavischen Spitzengruppe und den Niederlanden. Doch in den seit 1991 frei gewählten Parlamenten Osteuropas ist der Frauenanteil erheblich zurückgegangen. Mit lediglich 13 Prozent und Platz 34 in der jüngsten Untersuchung schneidet Polen vor Rußland noch am besten ab.

In den Ländern des Südens sind die Frauen mit 21 Prozent am besten in China vertreten, das gleichauf mit der Schweiz Rang 16 der Statistik belegt – vor Vietnam, Simbabwe, Mexiko und Indonesien. In den Vereinigten Arabischen Emiraten und in neun weiteren Ländern gibt es überhaupt keine Parlamentarierinnen.

Noch geringer als der Anteil der einfachen weiblichen Abgeordneten ist der der Parlamentspräsidentinnen. Die Deutsche Rita Süssmuth ist eine von insgesamt nur 17 Frauen in diesem Amt.

Auch innerhalb der politischen Parteien liegt der Frauenanteil in den Führungspositionen deutlich unter ihrem Anteil an der Gesamtmitgliedschaft. Nur knapp 11 Prozent aller Parteien haben eine Frau an der Spitze. Andreas Zumach