Eins, zwei, drei Aids-Hospize?

Lighthouse, zik und die Berliner Aids-Hilfe konkurrieren um ein Aids-Hospiz. Trotz konkreter Pläne ist Finanzierung der Projekte noch unklar  ■ Von Jens Rübsam

Der Verein Lighthouse plant eines, die Zuhause im Kiez GmbH (zik) plant eines, und auch die Berliner Aids-Hilfe plant eines: Zwei Aids-Hospize und, wie zik sein Vorhaben nennt, ein Wohnprojekt für Menschen mit Aids in der letzten Lebensphase, sollen im nächsten Jahr in Berlin eröffnet werden. „Wir müssen aufpassen, daß wir uns nicht gegenseitig das Wasser abgraben“, sagt Norbert Schwarz, Lighthouse-Projektleiter. Auf Einladung des schwulenpolitischen Sprechers der Bündnisgrünen, Anselm Lange, saßen am Mittwoch abend erstmals Mitarbeiter der drei „Konkurrenz-Projekte“ an einem Tisch.

Die Frage ist: Braucht Berlin drei Aids-Hospize? „Mit Einführung der neuen Medikamente ist die Frage kaum noch zu beantworten“, gab Bernard Bienieck, Arzt am Auguste-Victoria-Krankenhaus (AVK), zu. Anlaß zu verhaltenem Optimismus geben die Ergebnisse des Welt-Aids-Kongresses von Vancouver. Die Hoffnung: Eine neue Kombinationstherapie aus neun Arzneimitteln, die verspricht, Aids zu einer beherrschbaren Krankheit zu machen. Das heißt: der Ausbruch der Immunschwächekrankheit kann viel länger hinausgezögert, das Todesurteil Aids kann in ein „lebenslänglich“ umgewandelt werden.

Einen Rückgang der HIV-Patienten hat Bernard Bienieck am AVK ausgemacht. „Hatten wir immer 50 HIV-Patienten, sind es jetzt nur noch 40.“ Allerdings, warnt Bienieck, sei die Entwarnungseuphorie verfrüht; trotz aller positiven medizinischen Anzeichen sei die Einrichtung von Hospizen notwendig.

Gemein ist den drei Vereinen Lighthouse, zik und Berliner Aids- Hilfe, daß ihre Projekte bereits konkrete Formen angenommen haben. Lighthouse hat ein Objekt am Lietzensee in Aussicht; zik baut seit Dezember 1996 in Kreuzberg, und die Berliner Aids-Hilfe will in Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund ein Hospiz realisieren. Gemein ist aber allen drei Projekten auch, daß Fragen der Finanzierung noch völlig unklar sind. Hauptproblem sind die Folgekosten. „Was passiert dann, wenn die Pflege stattfindet?“ fragt Norbert Schwarz.

Ein Beispiel: Wer komme für die psychosoziale Betreuung der Patienten auf. Für zik-Geschäftsführer Christian Thomes stellt sich unter anderem die Frage des zuständigen Kostenträgers: Es gelte zu regeln, ob das Wohnortprinzip oder das Belegenheitsprinzip zur Anwendung komme. Muß also das Sozialamt des Bezirkes für die Kosten aufkommen, in dem sich das Hospiz befindet oder das „Heimat“-Sozialamt der Betroffenen?

Bieniecks Fazit des Abends: Ein Hospiz werde gebraucht, „wenn in drei Jahren Aids kein Thema mehr ist, dann können wir es immer noch schließen“. Ob es drei Projekte braucht, die alle Finanzierungsprobleme haben, blieb an diesem Abend offen.