Fusion würde 400 Jobs kosten

■ Beim Zusammenschluß der drei Genossenschaftsbanken werden "mindestens zehn Prozent der Stellen" vernichtet, befürchten Gewerkschafter und Betriebsräte

Bis zu 400 Arbeitsplätze könnte die angepeilte Fusion der Volksbank, Grundkreditbank und Köpenicker Bank kosten. Betriebsräte der Genossenschaftsinstitute verweisen darauf, daß bei derartigen Zusammenschlüssen erfahrungsgemäß „mindestens zehn Prozent der Stellen“ über Bord gingen. Gegenwärtig arbeiten bei den drei Regionalbanken noch rund 3.600 Beschäftigte.

Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken treibt den Zusammenschluß der Banken voran. Alle drei Institute mußten für 1996 hohe Rücklagen für mögliche Verluste bei Immobilien- und Industriekrediten bilden. Allein die Grundkreditbank büßte 170 Millionen Mark ein, so daß der Bankenverband eine Bürgschaft für die Ausfälle übernahm. Um solche Finanzspritzen in Zukunft zu vermeiden, sollen die kränkelnden Kleinbanken (Bilanzsumme der Köpenicker Bank 1996: 2,9 Milliarden, der Grundkreditbank: 7,6 Milliarden, der Volksbank: 14 Milliarden) zu einem finanzstärkeren Geldinstitut verschmolzen werden.

Dabei wird es auch zur Reduzierung des Personals kommen, um die Verwaltungsausgaben zu verringern. Die Betriebsräte befürchten nun, daß zum Beispiel benachbarte Filialen der Volks- und Grundkreditbank zusammengelegt und dadurch viele Beschäftigte überflüssig werden. Auch in der zentralen Verwaltung und Datenverarbeitung fallen Stellen weg, wenn eine Abteilung dasselbe macht wie vorher drei.

Das Infoblatt „Per Saldo“ der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) sieht die Zukunft noch schwärzer. Dort heißt es: „In allen drei Häusern wird die Mehrzahl der Arbeitsplätze auf dem Prüfstand stehen.“ Die Vorstände der Banken wollen sich zur möglichen Jobvernichtung nicht äußern. „Dazu gibt es noch gar keine Überlegungen, weil auch über die Fusion noch nicht entschieden ist“, sagt Bernhard Udo Lange, Sprecher der Grundkreditbank.

Um den Personalabbau zu vermeiden, machen HBV und BetriebsrätInnen jetzt Front gegen die Fusion. Anstatt diesen arbeitnehmerfeindlichen Weg zu gehen, schlagen sie vor, die Einnahmen der selbständig bleibenden Banken zu erhöhen. In einer Erklärung kündigt der Betriebsrat der Grundkreditbank an, notfalls öffentliche Protestaktionen gegen die Fusion zu organisieren.

Wegen der hohen Verluste mußte im vergangenen April der Vorstandsvorsitzende der Grundkreditbank, Jürgen Bostelmann, seinen Posten räumen und wurde durch den Frankfurter Banker Bedo Panner ersetzt. Bei dem bevorstehenden Zusammenschluß könnte die Volksbank als größtes der drei Genossenschaftsinstitute die Führung übernehmen. Hannes Koch