■ Basketball
: Kranker Jordan läßt Utah Jazz verzweifeln

Berlin (taz) – „Ganz schön typisch“, sagte John Stockton von Utah Jazz lakonisch, nachdem Michael Jordan trotz schwerer Grippe die Chicago Bulls im fünften Spiel der NBA-Finalserie mit 38 Punkten, 7 Rebounds, 5 Assists, 3 Steals und einem Block fast allein zum 90:88-Sieg gegen sein Team getrieben hatte. Damit gingen die Bulls 3:2 in Führung und können heute in eigener Halle ihren zweiten Titel in Folge zu holen.

„Ich habe eine Menge Spielzeiten mit Michael gespielt, aber so krank habe ich ihn noch nie gesehen“, sagte Scottie Pippen, und Coach Phil Jackson berichtete, daß sein Star den ganzen Tag im Bett gelegen und sich nach dem Aufstehen sofort übergeben habe. Trotzdem spielte Jordan 44 Minuten, und als er 40 Sekunden vor Schluß mit letzter Kraftanstrengung den Rebound seines eigenen verpaßten Freiwurfes erkämpft und kurz darauf einen Dreipunktewurf zum 88:85 in den Korb gesetzt hatte, war er bei der folgenden Auszeit sichtlich einer Ohnmacht nahe.

Ostertag brachte Utah auf 87:88 heran, doch dann beging Karl Malone einen fatalen Fehler. Weil er schon mit fünf Fouls belastet war, ließ er Pippen davondribbeln, und Longley konnte nach Paß von Kukoc sechs Sekunden vor Ende in Ruhe auf 90:87 für Chicago erhöhen. Dann landete Hornaceks wackliger Dreierversuch auf dem Korbrand, und zwei Zehntelsekunden vor Schluß wurde Stockton gefoult. Als der sonst so sichere Schütze den ersten Freiwurf verpaßte, war das Match entschieden. Ernüchterung beim Publikum im Delta Center von Salt Lake City, welches anfangs, als sein Team den Gegner förmlich überrannte und mit 16 Punkten führte, noch begeistert getobt hatte.

Jordan sagte nach dem Match, was ein amerikanischer Held in solchen Situationen eben sagt: „Manchmal mußt du rauskommen und tun, was du tun mußt.“ Geringfügig unpathetischer war Karl Malone, der die meisten seiner kärglichen 19 Punkte in der ersten Halbzeit holte: „Ich hatte ein schlechtes Spiel, aber die Sonne wird trotzdem morgen aufgehen.“ Ob sie in Chicago allerdings für Utah Jazz scheint, steht in den Sternen.Matti