■ Die aktuelle Wiederholung
: Aus einem Guß

Im Fernsehen wimmelt es von Wiederholungen: Ein guter Anlaß für ein kritisches oder sentimentales Wiedersehen. Heute:

„Die Biene Maja“, 13.45 Uhr, ZDF; „Tom&Jerry“, 17 Uhr, Pro7

Das Fernsehverhalten von Kindern ändert sich mit der Einschulung. Sie lernen lesen, und wer lesen lernt, wird Kritiker. Als Waldemar Bonsels „Biene Maja und ihre Abenteuer“ in eine Zeichentrickserie verwandelt wurde, hatte ich das Buch schon gelesen, mich mit der Biene und ihrem Stubenfliegenfreund angefreundet und mehrmals vor der Spinne gefürchtet. Nun kamen die Geschichten häppchenweise ins Haus, und nichts stimmte mit meinen Bildern überein: Maja war plump und überkandidelt, Puck trug eine Skibrille, und sämtliche Bösewichter waren schlicht unbeeindruckend. Dazu sang Karel Gott, den ich schon vor dem Lesenlernen gehaßt hatte. Auch technisch konnte die Serie nicht begeistern, rannten die Figuren doch oft laut lamentierend mit weit aufgesperrten Mündern durchs Bild, ohne die Lippen (haben Bienen Lippen?) zu bewegen. Heute ein Kennzeichen für japanische Billigzeichentrickproduktionen, fand man das damals einfach doof.

Wie guter Zeichentrick aussieht, war nämlich auch schon den Erstkonsumenten der „Biene Maja“ bekannt. Wir hatten „Tom und Jerry“ gesehen, den ewigen Kampf zwischen einer geschmeidigen Katze und einer rasant trippelnden Maus. Wirklichkeitsnah nicht nur in der optischen Darstellung, enttäuschten „Tom&Jerry“ nie: Hier ging es nicht um Harmonie unter Tieren, sondern um Variationen einer Verfolgungsjagd; Waffenstillstand zwischen den Kontrahenten kam nur zustande, wenn sich die groben Bulldoggen einmischten, und auch dann war die Freundschaft nur von kurzer Dauer. Ein weiterer Grund, warum „Tom und Jerry“ besser waren als die Biene Maja, erschloß sich dem jungen Fernsehzuschauer allerdings erst Jahre später: Die Zeichentrickfiguren waren nämlich stumm.

Eines aber war schon damals sicher. Alle „Tom&Jerry“-Bücher, die im Zuge der Fernsehserie auf den Markt kamen, wurden von der Kritik nicht akzeptiert. Sie waren doof. Carola Rönneburg