Unterm Strich

Hergehört, arbeitslose Akademiker und brotlose Kreative, die ihr in schlaflosen Nächten davon träumt, mal 40.000 Mark für ein „Tatort“- Drehbuch zu kassieren! Es gibt nämlich jetzt den Heinz-Dürr-Stückepreis für junge Dramatiker, und der ist mit 100.000 Mark dotiert. Fett! Alle zwei Jahre wird er vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Heinz Dürr, gestiftet – als Privatinitiative. „Ich bin ein Liebhaber des Theaters und halte Theater auch im Zeitalter der elektronischen Medien für wichtig“, so Dürr trocken. Themen der eingereichten Stücke sollten lediglich „Fragestellungen, Antworten und Spekulationen zu unserer Gegenwart“ sein, es ist also quasi alles möglich! Sogar Cyberspace! Zwei Haken nur: Man darf als Autor nicht älter als 38 sein, und für das Stück selber gibt's am Ende doch nur 25.000. 75.000 gehen für die Realisierung an eine der drei Spielstätten des Deutschen Theaters von und zu Berlin.

Hey ihr, Chefs vom Dienst dieser Zeitung, die ihr die kritische Franz-Josef-Degenhardt- Würdigung anläßlich seines 65. auf den Kulturseiten damals nicht auf Seite 1 angekündigt haben wolltet, weil „alte Säcke niemanden interessieren“ – nehmt dies! Kapiert endlich, checkt, schnallt, kriegt's rein in euch, daß FJD voll angesagt ist! Die HipHop-Formation Anarchist Academy hat beispielsweise den Klassiker „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ neu aufgenommen. Erstmals wurde der Song auf dem hochpolitischen Waldeck-Open-air im Sommer präsentiert. Kam wohl nicht übel. Degenhardt selbst findet's gut, daß er zu einer Art Godfather des Politrap geworden ist. „Ja, das ist ein Schmuddelkind von heute, so wie ich es auch schreiben würde, wäre ich 17 oder 25...“, schreibt er in den Liner Notes. Übrigens: Sohn Kai Degenhardt hat auch 'ne Platte gemacht, in die wir jedoch noch nicht hineinzuhören gewagt haben.