Unterm Strich

Lange nichts von der Rechtschreibreform gehört, nicht wahr? Zur Buchmesse rattern die Ticker wieder. Eine Entscheidung dürfte es denn auch nicht vor dem Frühjahr 1998 geben. Vorher wird das Bundesverfassungsgericht keine Entscheidung fällen, glaubt jedenfalls der Präsident der Kultusministerkonferenz, Rolf Wennstedt. Die Frage, ob für die neuen Schreibregeln ein Gesetz hermuß, werde aber vor dem Schuljahr 1998/99 fallen.

Dario Fo, zu seinen homoristischen Fähigkeiten siehe oben, deutet die Vergabe des Nobelpreises an ihn politisch. Die Würdigung durch die Stockholmer Akademie sei eine politische Entscheidung und bezeuge Achtung vor gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, sagte er. Das stattliche Preisgeld von rund 1,7 Millionen Mark will er „nicht einfach mit der Gießkanne verteilen“. Derzeit stehen vor Dario Fos Tür, metaphorisch gesprochen, allerhand Leute Schlange, die fördernswerte Projekte vorzuschlagen hätten.

Mittelitalien bebt von Perugia bis Assisi, in Dresden wackelt die Vitrine. 18 kostbare Kunstwerke aus der Frühzeit des Meißner Porzellans sind bei einem Unfall in der Porzellansammlung des Dresdner Zwingers teilweise zerstört worden. Wie die Staatlichen Kunstsammlungen am Donnerstag in Dresden mitteilten, habe eine Mitarbeiterin des Museums bereits am 9. Oktober eine Glasvitrine geöffnet, in der 41 wertvolle Porzellanwerke ausgestellt waren. Dabei seien die oberen gläsernen Deckplatten der Vitrine auf die Gefäße gefallen. 18 Stücke des sogenannten Böttgerporzellans aus dem 17. Jahrhundert, benannt nach dem Porzellanerfinder Johann Friedrich Böttger, wurden erheblich beschädigt, einige völlig zerstört. Nach ersten Ermittlungen scheint die Museumsangestellte aber unschuldig. Ein ausgewiesenes Ungeschick kann ihr nicht nachgewiesen werden. Es laufe alles darauf hinaus, daß die Vitrinenfirma in Regreß genommen werde.

Der junge spanische Autor Juan Manuel de Prada ist mit dem diesjährigen Planeta-Preis, der höchstdotierten literarischen Auszeichnung in der spanischsprachigen Welt, geehrt worden. Der 26jährige Schriftsteller erhielt den Preis für sein viertes Werk, den Roman „La Tempestad“ (Das Unwetter). Die mit umgerechnet rund 600.000 Mark dotierte Auszeichnung wurde dem Autor in der Nacht zum Donnerstag in Barcelona überreicht. De Prada gilt als eines der größten Nachwuchstalente in der spanischsprachigen Literatur. Er wurde in Baracaldo bei Bilbao im Baskenland geboren, wuchs aber in Zamora in Altkastilien auf und lebt heute in der Universitätsstadt Salamanca. Sein preisgekrönter Roman erzählt von einem spanischen Lehrer, der nach Venedig reist und dort in eine mysteriöse Serie von Gewalttaten und Verbrechen verwickelt wird.