Die Trinkwasser-Richtlinie der EU wird nicht verwässert

■ Gegen die Forderungen der Agrarlobby werden Grenzwerte für Blei gesenkt. Grüne fordern Werte für Plutonium

Brüssel (taz) – Die Agrarlobby hat sich nicht durchgesetzt. Die Grenzwerte für die zulässigen Pestizidrückstände im Trinkwasser bleiben bestehen. Darauf haben sich die 15 Umweltminister der Europäischen Union geeinigt. Die Konzentration jeder einzelnen Chemikalie darf demnach 0,1 Mikrogramm je Liter nicht überschreiten. Kommen mehrere Pestizide zusammen, müssen sie unter 0,5 Mikrogramm pro Liter liegen. Die Grenzwerte für Blei, das von alten Rohrleitungen ins Trinkwasser gelangt, werden sogar verschärft.

Die EU-Kommission, die das Vorschlagsrecht hat, hatte unter dem Druck der Agrarlobby versucht, den Summengrenzwert ganz zu streichen. Sie wollte damit den Konflikt zwischen den Bauern und den Wasserwerken entschärfen. Letztere sind für die Einhaltung der Grenzwerte verantwortlich und müssen daher die von den Bauern versprühten Pestizide aus dem Wasser wieder herausfiltern. Doch die Umweltminister schwenkten gestern auf die Linie des Europaparlaments ein und bestätigten die bisherigen Grenzwerte.

Für die Reduzierung des Bleigehalts müssen in den nächsten 15 Jahren alle alten Bleirohre ersetzt werden. Bereits im Jahre 2003 soll der Bleigehalt unter 25 Mikrogramm pro Liter liegen, 10 Jahre später unter 0,1 Mikrogramm. Die französische und die italienische Regierung drängten auf längere Übergangsfristen. Sie fürchten die enormen Investitionskosten, da in ihren Ländern noch besonders viele alte Leitungen aus Blei sind. Die neue Richtlinie muß vom Europaparlament noch bestätigt werden. Die Grünen-Abgeordnete Hiltrud Breyer begrüßte die Entscheidung der Umweltminister, kritisierte aber, daß keine Grenzwerte für Radioaktivität im Trinkwasser festgelegt wurden. Alois Berger