Schlösser und Kasernen im Angebot

■ Die Berliner Stadtgüter werden bisher nicht effektiv genutzt und belasten die Landeskasse. Nur Landwirtschaft macht kaum Verluste

Die Stadtgüter – 20.500 Hektar Land, 2.400 Hektar Wälder und Seen in Brandenburg – kosten das Land jährlich eine beträchtliche Stange Geld. So verlangt die Stadtgüter GmbH, die die Liegenschaften und Landwirtschaftsflächen für das Land seit 1992 treuhänderisch verwaltet, allein für 1998 4,9 Millionen Mark für Verwaltung und Landschaftspflege, so Martin Dettlaff, Sprecher der Stadtgüter.

Um ein Konzept für die Verwertung der brachliegenden Vermögenswerte zu finden, tagt nun am kommenden Montag der Vermögensausschuß des Abgeordnetenhauses: Experten sollen Vorschläge zum künftigen Umgang mit den Flächen und der Stadtgüter GmbH entwickeln. Denn seit der Wende wurden erst 600 Hektar (sechs Millionen Quadratmeter) im Umland verkauft.

Derzeit verwaltet die GmbH unter anderem das Schloß Voigtsbrügge, Schloß Wansdorf, Schloß Lanke, Schloß Garzau. Außerdem unterstehen ihr der ehemalige Militärflughafen Dallgow und diverse Gutshöfe sowie Freiflächen in Stolpe, Schönerlinde und Selchow . Weiterhin gehören vier ehemalige Gelände der Nationalen Volksarmee zu der Stadtgüter GmbH. Berlin hatte um die Jahrhundertwende die Flächen gekauft, um Bodenspekulationen entgegenzutreten, einen Grüngürtel um die prosperierende Stadt zu legen und Rieselfelder für Abwässer zu schaffen.

Zu den Stadtgütern gehört auch das Hotel- und Konferenzzentrum Gosen: Das 50 Hektar große Gelände, auf dem zu DDR-Zeiten die Staatssicherheit ein Schulungszentrum betrieb, fungiert heute als „einfaches Hotel“. Die „riesige Immobilie“ könnte jedoch weitaus mehr Gewinn abwerfen. Es gebe große Säle mit hervorragender Akustik, sagt Dettlaff, und sogar eine Schwimmhalle. Doch einen geeigneten Investor hat die GmbH bisher noch nicht gefunden. Allein dieses Zentrum kostet jährlich 1,1 Millionen Mark für Wachdienste, Personal und Instandhaltung.

Die zahlreichen Landwirtschaftsflächen sollen zukünftig strenger betriebswirtschaftlich geführt werden. Geplant ist, daß der Landwirtschaftsbetrieb als eigene Gesellschaft ausgegliedert wird. Dafür sucht die Stadtgüter GmbH nach kompetenten Partnern. Im Gespräch ist das Meierei-Unternehmen emzett, Berlin soll jedoch zukünftig noch mit 25 Prozent beteiligt sein. Ein privater Betrieb könne von den Fördertöpfen der Europäischen Union besser profitieren, hofft Dettlaff.

Auf den ingesamt 6.100 Hektar großen Feldern erfolgt keine Bewirtschaftung nach den Richtlinien der Verbände des ökologischen Landbaus. Derzeit produzieren auf den Berliner Stadtgütern 6.500 Milchkühe pro Jahr 44 Million Liter Milch. Ökologisches Landwirtschaften ist nach Angaben der Finanzverwaltung auch nicht vorgesehen, da damit ein größerer Arbeitsaufwand und niedrigere Erträge verbunden wären. Die wirtschaftlichen Nachteile ließen sich, so Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD), über höhere Preise nicht ausgleichen. Eine Umstellung wäre mit finanziellen Risiken verbunden. Der Senat geht davon aus, daß die Landwirtschaft 1998 nicht mehr bezuschußt werden muß. Die Gesellschaft verkaufte im vergangenen Jahr rund 15.000 Tonnen Getreide und Ölsaaten sowie die Nachzucht aus ihren Viehbeständen. Julia Naumann