Liebe dein Skript wie dich selbst

■ Unsachliche Romanze im Eiltempo – mit wenig Witz und viel Gaudi: Marta Balletbò-Colls „Costa Brava“ im Xenon

Eine etwas umständliche Liebesgeschichte wird erzählt. Montserrat (Desi del Valle), die jugendliche Ingenieurin und die mehr bodenständige Autorin Anna (gespielt von der Regisseurin Marta Balletbò-Coll selbst) sind zwei serious ladies, wie sie im Buche stehen. Diskussionen ohne sichtbaren Anlaß, Ausgang oder erkennbare Absicht sind bei diesem Duo das mindeste, genauso wie Wasserglaskatastrophen ohne Ende. Vor den imposanten Silhouetten von Antonio Gaudis Kapellen und Kirchen, die über ganz Barcelona verstreut sind, entfaltet sich eine unsachliche Romanze im Eiltempo, die zudem von Anfang an störend abgesprochen wirkt.

Das nimmt nicht unbedingt wunder. Balletbò-Coll dekoriert ihre Geschichte mit einer allzu dick aufgetragenen Schicht an Autobiograpischem. Da sie selbst Drehbuchautorin ist, muß ihr filmisches Alter ego desgleichen tun. Somit spielt ein Skript mit dem bezeichnenden Titel „Liebe deinen Nächsten“ eine wichtigtuerische Vermittlerrolle im Film. Außerdem wird keine Gelegenheit ausgelassen, die inneren Kämpfe einer geplagten Autorin zu erläutern. Das ist leider meist peinlich, nur in seltenen Momenten komisch.

Obwohl „Costa Brava“ als skurrile Komödie erscheinen soll, fehlt der Sache das Leben. Das mag daran liegen, daß die in vierzehn Tagen abgedrehte Geschichte in zahlreiche Standbilder, Videoausschnitte und malerische Außenaufnahmen von der Costa Brava und die besagten Sehenswürdigkeiten Barcelonas zerrupft ist, die als Statisten auftreten.

Aber auch das wäre noch plausibel, denn Anna ist im Brotberuf Fremdenführerin und pflegt eine unerfüllte Schwärmerei für eine Filmdiva. Manchmal ist sie aber auch plump kostümierte Hausfrau, die (wieder vor Gaudis Türmen) lamentierende Slapstick-Einlagen auf einer Dachterrasse gibt und beim Zuschauer für Verwirrung sorgt. Doppelrolle oder trickreiche Rückblende? Rätsel, die keinen rechten Anschluß zum Rest finden.

Der besteht aus dem häuslichen Einerlei der Damen, die wie ein olles Ehepaar das Tagtägliche bestreiten. Aber auch das ist wahrscheinlich höchst komisch gemeint. Gudrun Holz

„Costa Brava“. Regie: Marta Balletbò-Coll. Kamera: Theo López Garcia. Mit Desi del Valle, Marta Balletbò-Coll, Montserrat Gausachs u.a. Spanien, 1995, 35 Min, OmU. Im Xenon, Kolonnenstraße 5, Schöneberg