Gewalt gegen Frieden in Bangladesch

■ Die Opposition läuft Sturm gegen das Friedensabkommen mit Bergvölkern und will damit den Sturz der Regierung erzwingen

Dhaka/Neu Dehli (dpa/taz) – Bei gewalttätigen Protesten gegen ein Friedensabkommen mit Bergvölkern im Süden Bangladeschs sind gestern über 150 Menschen verletzt worden. Die Polizei nahm in Rangamati südöstlich der Hafenstadt Chittagong 100 Menschen fest. Die oppositionelle Nationalistische Partei (BNP) und Islamisten hatten zum Protest aufgerufen, nachdem zwei Generalstreiks bisher ihre Wirkung verfehlt hatten. Protestierende Siedler setzten unter anderem ein Büro der regierenden Awami Liga in Brand.

Die Proteste richteten sich gegen ein Abkommen, das Ministerpräsidentin Sheihk Hasina Wazed vergangene Woche mit der „Shanti Bahini“-Guerilla in drei Distrikten bei Chittagong geschlossen hatte. Es soll einen 22 Jahre langen Stammeskrieg mit 10.000 Toten beenden und sichert den Bergvölkern Autonomie zu. Die Opposition bekämpft das Abkommen, weil es ihrer Meinung nach die Rechte der bengalischen Siedler, die nicht zu den Bergvölkern gehören, mißachtet. Das Bergvolk der Chakmas und andere ethnische Gruppen waren nach der Unabhängigkeit Bangladeschs 1971 von Siedlern aus der Tiefebene außer Landes gedrängt worden. Die Siedler, meist landlose Bauern, profitierten auch davon, daß Siedlungsgarantien der Stämme nach der Unabhängigkeit im Jahre 1971 weggefallen waren.

Die Opposition aus acht Parteien hat geschworen, den als „Ausverkauf der Heimat“ bezeichneten Friedensvertrag nicht passieren zu lassen. Es wurde das Gespenst an die Wand gemalt, daß die Armee aus den Stammesgebieten abgezogen würde und diese zur Beute Indiens würden. BNP-Präsidentin Khaleda Zia schürt die Ängste der bengalischen Bevölkerungsmehrheit vor der Rückgabe großer Teile des besetzten Landes der Bergvölker. Für Zia ist das Abkommen ein willkommener Anlaß. Seitdem sie von Sheihk Hasina 1996 auf die Oppositionsbank verwiesen wurde, verfolgt Zia eine konsequente Destabilisierungspolitik. Abgeschaut hat sie diese von Sheihk Hasina, die mit Streiks und Verkehrsblockaden den Rücktritt Zias erzwungen hatte. by