RWE erwirtschaftet dicken Profit im Strombereich

■ Das geplante Braunkohleloch Garzweiler II und neue Energien beschäftigten die Aktionäre

Essen (taz) – Der Essener RWE-Konzern hat seinen Profit deutlich gesteigert. Bei einem Jahresumsatz von 72 Milliarden DM erzielte der Konzern einen Überschuß von 1,3 Milliarden Mark – das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Knapp 889 Millionen Mark werden an die Aktionäre ausgeschüttet – pro Aktie 1,6 Mark; im Vorjahr waren es 1,5 Mark. Mit 652 Millionen Mark trug die RWE-Energie AG erneut überproportional – ihr Anteil am Konzernaußenumsatz beträgt 30 Prozent – zum Jahresüberschuß bei.

Der Antrag aus den Reihen der kritischen Aktionäre, von dem Bilanzgewinn nur 288 Millionen Mark auszuschütten und den Rest in die alternative Energieerzeugung zu stecken, wurde während der Hauptversammlung gestern in Essen wie erwartet abgelehnt. Auch das Ansinnen des rot-grün regierten Kreises Mettmann, RWE per Satzungsänderung zur kostendeckenden Vergütung von erneuerbaren Energien zu zwingen, fand keine Mehrheit. Hocherfreut zeigte sich Konzernchef Dietmar Kuhnt darüber, daß bei der Abschaffung der Mehrfachstimmrechte für die kommunalen Aktionäre nun ein „zumutbarer Weg“ gefunden worden sei. Zur Zeit verfügen die Kommunen bei einem Kapitalanteil von 30 Prozent über eine satte 60-Prozent-Mehrheit. 24 der 55 beteiligten Kommunen haben dem Deal inzwischen zugestimmt. Er sieht vor, den Verzicht mit mindestens 1.150 Millionen Mark zu vergolden. Aufgebracht werden soll das Geld von den Vorzugsaktionären, die über diesen Weg ihre stimmrechtslosen Aktien in Stammaktien mit Stimmrecht umwandeln können.

Da die Vorzugsaktien aktuell bei etwa 75 Mark liegen und die geschätzte Zuzahlung kaum höher als 8,50 Mark ausfallen dürfte, stünde den Vorzugsaktionären durch die Umwandlung in Stammaktien, die mit rund 90 Mark gehandelt werden, ein gutes Geschäft ins Haus. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Februar 1998 soll der Prozeß abgeschlossen werden. Wie von den Kommunen gewünscht, wird dann der Chef der Düsseldorf West LB, Friedel Neuber, den Vorsitz des Aufsichtsrats führen. Die Wahl des Sozialdemokraten, die nach Redaktionsschluß stattfand, galt als sicher.

Hoch her ging es während der Hauptversammlung wieder beim Thema Garzweiler II. Während mehrere kritische Aktionäre den Ausstieg aus dem umstrittenen Braunkohletagebau forderten, kritisierten andere Aktionärsvertreter die Politik der Düsseldorfer Landesregierung als ein „Stück aus dem Tollhaus“. RWE-Chef Kuhnt sprach von einem „absolut notwendigen“ Projekt. Walter Jakobs