Suharto verspricht dem IWF alles

Indonesiens Präsident will das Sanierungskonzept des IWF ernsthaft umsetzen und auch seine Familie nicht vor Reformen schützen. Die Börsenkurse sacken trotzdem wieder. Erste Unruhen wegen Preissteigerungen  ■ Von Sven Hansen

Berlin (taz) – In Anwesenheit von IWF-Chef Michel Camdessus hat Indonesiens Staatspräsident Suharto gestern in Jakarta zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ein Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) unterzeichnet. Suhartos Regierung verpflichtet sich mit dem neuen 50-Punkte-Programm zu weitreichenden Wirtschaftsreformen. Sie sollen diesmal angeblich auch nicht vor den Interessen des Suharto-Clans haltmachen.

Der 76jährige Präsident gab gestern Einzelheiten des Programms bekannt, für das der IWF ein Finanzpaket von 43 Milliarden US- Dollar bereitstellt. Vorgesehen sind der Abbau von Subventionen, die Abschaffung staatlicher Monopole und ein neuer Haushaltsplan. Bei einem voraussichtlichen Nullwachstum der Wirtschaft gehen die IWF-Manager von einem Inflationsanstieg von 11,3 auf 20 Prozent aus.

Gestrichen werden sollen unter anderem die Subventionen für das „Nationalauto“ Timor. Das dem jüngsten Suharto-Sohn Tommy unterstehende Autoprojekt hat damit nur geringe Chancen. Gestrichen werden sollen auch die Vorteile für den staatlichen Flugzeugbetrieb IPTN. Er untersteht dem Technologieminister und Suharto-Vertrauten B.J. Habibie. Außer den Kartellen für Zement, Furnierholz und Papier soll auch das ebenfalls von Tommy Suharto beherrschte Monopol für Gewürznelken aufgehoben werden.

Das zweite Abkommen war nötig geworden, weil die Regierung das erste vom Oktober nur halbherzig begonnen hatte. Vergangene Woche war es nach der Vorlage des Haushalts zu massiven Kursstürzen an Jakartas Börse gekommen. Die Bevölkerung reagierte mit Hamsterkäufen. Daraufhin hat der IWF versucht, mit einer Delegation und schließlich durch Camdessus persönlich, das Vertrauen in Indonesiens Wirtschaft wiederherzustellen. Camdessus sagte gestern, Suharto werde die Verantwortung dafür übernehmen, daß das Sanierungskonzept umgesetzt werde. Indonesien könne mit dem Programm seine Krise überwinden. Die Märkte in Jakarta reagierten auf das Abkommen jedoch mit Kursabschlägen. Die indonesische Rupiah sank von 7.300 auf 8.200 gegenüber dem US- Dollar, der Aktienindex sackte um 4,14 Prozent. Nachdem die Börse in Hongkong sich in den beiden vergangenen Tagen wieder erholt hatte, ging der Hang-Seng-Index gestern wieder um 7 Prozent zurück.

In Indonesien ist es aufgrund der Preissteigerungen inzwischen zu Unruhen gekommen. Die Jakarta Post meldete gestern, Anfang der Woche seien in drei Städten Geschäfte geplündert worden.