Die Flughafenmonopolisten haben ausgespielt

■ Die Frankfurter Flughafen AG (FAG) fürchtet durch EU-Entscheidung massiven Arbeitsplatzverlust. Auch auf anderen Flughäfen werden Konkurrenten zugelassen werden

Frankfurt/Main (taz) – „Brüsseler Bürokraten entscheiden gegen unseren Flughafen Frankfurt!“ Mit einem Flugblatt für alle Beschäftigten der Frankfurter Flughafen AG (FAG) mobilisierte das Flughafenbüro der Gewerkschaft ÖTV zu einer für heute geplanten „spontanen Informations- und Protestveranstaltung“. Die Empörung über die Entscheidung der Europäischen Kommission vom Mittwoch, die Monopolstellung der deutschen Flughafenbetreibergesellschaften bei der Abwicklung der gesamten Bodenverkehrsdienste aufzuheben, ist groß. Die FAG muß bei der Betankung, Wartung und Be- und Entladung von Flugzeugen jetzt Konkurrenz zulassen. Und so hat Brüssel entschieden: Der FAG verbleibt das Terminal 1 für die Vorfeldabfertigung. Für den Bereich Terminal 2 muß die Gesellschaft dagegen zwei sogenannte Selbstabfertiger und einen Abfertigungsagenten zusätzlich zulassen. „Die Entscheidung gefährdet erheblich den Verkehrswert des Flughafens und damit unsere Arbeitsplätze und unsere Arbeitsbedingungen“, echauffierte sich auch der Arbeitnehmervertreter (ÖTV) im Aufsichtsrat der FAG, Gerold Schaub.

Der angeblich freie Wettbewerb, den die Kommission der EU auch für Deutschland eingeklagt habe, sei „arbeitnehmerfeindlich und nicht geeignet, den europäischen Integrationsgedanken zu fördern“. Wie Erfahrungen an ausländischen Standorten gezeigt hätten, führe die Konkurrenzsituation nur zu Sozialdumping, Outsourcing, Tarifsenkungen und der verstärkten Beschäftigung von ArbeitnehmerInnen in sozialabgabenfreien 620-DM-Jobs.

FAG-Chef Stauber sieht das ähnlich. „Wir werden für sichere Arbeitsplätze und für den Erhalt der Servicequalität kämpfen.“ Schließlich gefährde Brüssel direkt 4.000 Arbeitsplätze alleine auf Rhein-Main. Betroffen von der Entscheidung seien auch alle anderen deutschen Flughäfen, sagte Bender. Die bisherige Praxis der Nichtzulassung von Selbst- und Drittabfertigern sei in Deutschland schließlich ein „historisch gewachsenes System der Arbeitsteilung“ gewesen.

Alleine in Frankfurt seien rund 12.000 Arbeitsplätze mittelbar und unmittelbar betroffen. Und auch die Frage nach den Abfertigungskapazitäten stelle sich neu, wenn jetzt für das Abfertigungsgerät von mehreren Anbietern Abstellplätze bereitgestellt werden müßten. Bender: „Die EU-Kommission hat dem Wettbewerb Vorrang vor dem Wachstum eingeräumt.“ 720 Millionen DM Umsatz haben die MitarbeiterInnen auf dem Vorfeld im vergangenen Jahr für die FAG erwirtschaftet. kpk