Suharto wird es ungemütlich

■ Der indonesische Präsident befiehlt der Armee, bei Unruhen hart durchzugreifen. Gleichzeitig gibt er zu, die Krise nicht im Griff zu haben. Die Proteste gegen die Preiserhöhungen gehen weiter

Jakarta (dpa) – Präsident Suharto hat dem indonesischen Militär gestern befohlen, bei der Auflösung von Massenprotesten und Unruhen „hart durchzugreifen“. Nachdem die Demonstrationen und Protestkundgebungen wegen der anhaltenden dramatischen Wirtschaftskrise des südostasiatischen Inselstaates auch die Hauptstadt Jakarta erfaßten, rief der 76jährige die Armee zu „erhöhter Alarmbereitschaft“ auf.

Suharto stellte gleichzeitig bei einer ohnehin fälligen Umbesetzung an der Spitze der Armee sicher, daß die wichtigsten Kommandoposten von Generälen seiner Wahl besetzt bleiben. An der Spitze der Streitkräfte steht jetzt sein Vertrauter Wiranto. Suhartos Schwiegersohn Prabowo übernahm das Kommando der Elitetruppe Kostrad, die in Zeiten innerer Unruhen als besonders wichtig gilt.

In einer Rede vor den höchsten Militärs des Landes gab Suharto zu, er habe die Wirtschaftskrise bisher nicht in den Griff bekommen, und forderte: „Ergreift harte Maßnahmen gegen alle, die sich an verfassungswidrigen Aktionen beteiligen, die zur Desintegration des Staates führen können.“ Dies ist die bisher deutlichste Warnung an die Demonstranten.

Bei neuen Unruhen auf der Insel Java griffen gestern Hunderte von Menschen Geschäfte chinesischer Ladenbesitzer im westlichen Bezirk Majalengka an. Wie Augenzeugen berichteten, war die Menge aufgebracht über die drastischen Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln. Mehrere hundert Angehörige von Militär und Sonderpolizei wurden eingesetzt, um die gewalttätigen Proteste zu beenden.

In Jakarta wurden gestern rund 150 Demonstranten, darunter auch Hausfrauen, am zweiten Tag in Folge in Polizeigewahrsam verhört, wie die Zeitung Suara Pembaruan berichtete. Sie hatten am Mittwoch friedlich gegen die Preiserhöhungen demonstriert.

Wegen des Verfalls der Landeswährung Rupiah sind die Preise für Grundnahrungsmittel bis ums Dreifache gestiegen. Die Arbeitslosigkeit nimmt dramatisch zu. Suharto, der seit 32 Jahren an der Macht ist, will sich seine Amtszeit am 10. März durch die „Beratende Volksversammlung“ zum sechsten Mal verlängern lassen. Gegenkandidaten gibt es nicht.

Unterdessen brennt im indonesischen Teil der Insel Borneo der Urwald wieder an mindestens 300 Stellen. Die Behörden befürchten bereits eine Umweltkatastrophe wie im vergangenen Jahr, wie Suara Pembaruan meldete. Die neuen Brandherde wurden danach anhand von Satellitenfotos auf einer Fläche von über 1.000 Hektar gesichtet.