Philips verdient wieder viele Gulden

Der Elektronik- und Unterhaltungskonzern hat ganze Unternehmensbereiche verkauft. Kooperation mit ehemaligen Konkurrenten ist angesagt. Die Verlagerung der Produktion in Billigländer geht weiter  ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – Cor Boonstra hat die Wende im Philips-Konzern endgültig geschafft. Gestern hat der Vorstandschef am Konzernsitz im niederländischen Eindhoven einen Rekordgewinn von 5,7 Milliarden Gulden für 1997 bekanntgegeben, umgerechnet 5,0 Milliarden Mark. 1996 war man noch mit 525 Millionen Mark zufrieden gewesen. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 76,5 Milliarden Gulden. Dennoch sank die Steuerbelastung von 25 auf 23 Prozent. Es sei „ein sehr gutes Jahr“ gewesen, meinte Bonstraat denn auch. Dabei hatte er im Oktober 1996 einen Konzern übernommen, der jahrelang hinter den Gewinnerwartungen der Anleger zurückblieb.

Philips war zwar berühmt für seine kreativen Entwickler; CD, interaktives Fernsehen oder große Flachbildschirme kamen wesentlich aus Philips-Labors. Ebenso berüchtigt war allerdings in den letzten Jahren die schwerfällige Umsetzung der Erfindungen.

Der neue Chef hatte sich nicht in langen Jahren bei Philips hochgedient, sondern kam von außerhalb. Und so brach Boonstra denn auch mit einigen Traditionen: Statt wie früher alles möglichst alleine zu vermarkten, ging er Kooperationen ein. So gründete er mit Lucent, dem Ableger des US-Riesen AT&T, die Philips Consumer Communications (PCC), den größten Telefonhersteller der Welt. Zusammen mit Sharp und Sony fabrizieren die Eindhovener künftig große Flachbildschirme.

Auch eine andere bekannte Taktik wendete Boonstra an: die Konzentration auf Kernbereiche. Alle Bereiche müssen zur Weltspitze gehören oder in deren Reichweite sein. Auch wenn der Verdienst nicht stimmt, wird verkauft. So ging die Auto-HiFi und -Technik an Mannesmann VDO. Ebenso wurde die deutsche Grundig abgestoßen, nachdem sie in den Jahren 1995 und 1996 je 600 Millionen Mark Verlust eingefahren hatte. Bleiben sollen unter anderem die Film- und Musiktochter PolyGram, die hochrentable Chipfertigung, die Fernsehproduktion und die Sparte Beleuchtung.

Einkünfte aus Sonderposten und Verkäufen machen denn auch satte 2,4 Milliarden Gulden des Nettogewinns aus, der Rest stammt aus der „normalen Geschäftstätigkeit“.

Die Zahl der Beschäftigten stieg im Lauf des Jahres 1997 offiziell um gut 2.000 auf über 264.000 Menschen. Das ist jedoch ein Buchhaltungsergebnis, weil zum Beispiel allein 11.450 Leute aus dem Telefon-Joint-venture mit Lucent erstmals in die Bilanz einbezogen wurden. „Die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer wurde 1997 fortgesetzt“, schreibt der Konzern in seiner Presseinformation.