Erneute Studentenproteste in Indonesien

■ Militär läßt Studenten in den Universitäten demonstrieren, doch außerhalb droht Verhaftung

Jakarta (taz) – Einsatztruppen des Militärs haben gestern die Zufahrt zum abgelegenen Depok- Campus der Universität von Indonesien im Süden Jakartas bewacht. 3.000 Studenten und Dozenten demonstrierten dort – fernab von jedem Publikum – friedlich gegen die Regierung von Präsident Suharto, der am Mittwoch für eine siebte Amtsperiode vereidigt worden war. An über 30 Hochschulen des Landes haben Studenten in den letzten Tagen für ein Ende der 32jährigen Suharto-Herrschaft protestiert. Die Behörden ließen sie gewähren, solange sie auf dem jeweiligen Campus blieben.

Andere Regierungskritiker kamen nicht so glimpflich davon. Die Schauspielerin Ratna Sarumpaet ist seit Dienstag morgen in Haft. Sie hatte in einem Hotel in Jakarta eine Konferenz organisiert, bei der Oppositionelle über die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Krise debattieren wollten. Als RednerInnen waren bekannte Persönlichkeiten vorgesehen: Megawati Sukarnoputri, die gestürzte Vorsitzende der „Demokratischen Partei Indonesiens“, und der Chef der muslimischen Muhammadiya- Gemeinschaft, Amien Rais.

Polizisten verhinderten das Treffen und nahmen Ratna Sarumpaet und acht andere fest. Auch sie sind noch nicht wieder frei. Darunter befinden sich der Bürgerrechtler Tigor Naipospos, ein Anwalt der „Indonesischen Vereinigung für Rechtshilfe und Menschenrechte“ PBHI, und ein Mitglied der Theatertruppe. Sie werden nach Informationen des Rechtshilfeinstituts von Jakarta beschuldigt, gegen ein Gesetz verstoßen zu haben, das die Teilnahme an einer nicht genehmigten Versammlung bestraft. Darauf steht bis zu einem Jahr Gefängnis.

In Haft sind auch drei Mitglieder der inoffiziellen Gewerkschaft SBSI. Die Polizei hatte in ihren Taschen angeblich Flugblätter gefunden, auf denen zu einer Demonstration aufgerufen wurde. Zwei von ihnen seien in Militärgewahrsam genommen und mit Elektroschocks gequält worden, so Mitglieder des Rechtshilfeinstituts. Ein Mitarbeiter der Bürgerrechtsorganisation „Pijar“ wurde ebenfalls verhaftet, als er vor einem Kaufhaus gegen Suharto demonstrierte.

Festgenommen wurde in Jakarta diese Woche auch die junge Frau Bera Fatia, weil sie ein Flugblatt bei sich trug, das forderte, die „Wiederwahl“ Suhartos „abzusagen“. 123 Anhänger von Megawati, die nach einer Demonstration im Februar festgenommen wurden, sind ebenfalls noch hinter Gittern. Jutta Lietsch