Analyse
: Neuer Schiedsrichter

■ G-7-Minister wollen dem Währungsfonds stärkere Waffen geben

Nach der Krise ist immer gut mit dem Finger auf andere zeigen – so auch nach dem Einbruch der Volkswirtschaften in Südostasien. Vor der heutigen Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds trafen sich die Finanzminister der reichen G-7-Staaten in Washington und stellten Forderungen an den IWF, wie künftig mit solchen Krisen umzugehen sei. Bundesfinanzminister Theo Waigel forderte in bewährter CSU-Manier, Länder mit einer Schieflage in Bankensektor und Devisenhaushalt öffentlich anzuprangern, wenn sie auf dezente Hinweise nicht gleich reagieren. Der IWF-Direktor Michel Camdessus argumentierte bisher dagegen, weil seiner Meinung nach durch einen vorzeitigen Alarm die Wirtschaftskrisen noch verschärft würden, weil das ausländische Kapital dann noch überstürzter abfließen würde.

Neuer Schiedsrichter G-7-Minister wollen dem Währungsfonds stärkere Waffen geben

Entwicklungshilfeorganisationen wie Weed in Bonn halten schnellere und genauere Informationen über die kritische Finanzsituation einzelner Länder ebenfalls nicht für das Allheilmittel. Dann würden wohl Regierungen und die Kreditvergabe lokaler Banken überwacht; nicht jedoch die internationalen Finanzströme. Und die sind schließlich eine wesentliche Ursache für die Überhitzung der südostasiatischen Wirtschaft: Erst stellen sie billiges Geld zur Verfügung, das von Regierungen und expansionsversessenen Unternehmen gerne aufgesogen wird. Dann erfüllen sich die übersteigerten Erwartungen nicht, und das ausländische Kapital fließt wieder ab. Schnelles Anprangern würde hier vor allem den Zeitpunkt der Krise nach vorne schieben.

Die Finanzminister haben auch deshalb einen zweiten Wunsch an den Währungsfonds: Er soll diejenigen stärker an der teuren Krisenbewältigung beteiligen, die die billigen Kredite gewährt haben – vor allem also die privaten Banken. Die Banken sind dagegen. Das ist nicht weiter verwunderlich, konnten sie doch bisher die verschwundenen Milliarden zum großen Teil durch IWF- und Regierungskredite absichern. Wenn sie nun das Risiko für ihre waghalsigen Kredite selbst tragen müßten, könnte das teuer werden.

Doch die internationalen Finanzjongleure wehren sich nicht nur gegen drohende Verluste, sondern gegen eine Kontrolle. Der IWF müßte nämlich beurteilen können, wann die Banken Kredite mit zu hohem Risiko vergeben haben. Dazu müßte er ein Auge auf die Kapitalströme zwischen Ländern und Kontinenten haben. Staatliche oder internationale Organisationen, die ihre Tätigkeit beurteilen, fürchten die Banken jedoch wie der Teufel das Weihwasser. Doch bisher konnten sie solche Eingriffe durch ihre Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene noch immer verhindern. Reiner Metzger