: Keine Arbeit mehr für alte Ärzte
KassenärztInnen verlieren künftig mit 68 Jahren ihre Zulassung. Diese ab nächstem Jahr geltende Regelung des Gesundheitsstrukturgesetzes wurde gestern vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. Es lehnte damit die Beschwerden von zwei Ärzten ab, die sich nicht zwangsweise aufs Altenteil schicken lassen wollten. Die Regelung wurde 1992 im Rahmen der Zweiten Stufe der „Gesundheitsreform“ eingeführt. Begründet wurde sie in erster Linie mit dem Schutz der PatientInnen. Diese sollen vor möglicherweise schon etwas tatterigen und leicht verwirrten MedizinerInnen bewahrt werden. Tatsächlich ging es aber auch hier – wie in der gesamten Gesundheitsreform – um „Kostendämpfung“. Denn es galt die Regel: Je mehr ÄrztInnen auf den Markt drängten, um so stärker stiegen die Ausgaben im Gesundheitswesen. Deshalb wurde die Zulassung zur Kassenpraxis stark eingeschränkt. Damit nun aber dem medizinischen Nachwuchs der Weg zu den „Fleischtöpfen“ nicht völlig verbaut ist, führte man gleichzeitig eine Altersgrenze ein. Mehrere Ärzte klagten dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht. Sie kritisierten, daß der Staat hier zu sehr in einen „freien Beruf“ hineinregiere. Derartige Altersgrenzen gebe es bei anderen freien Berufen schließlich auch nicht. Die Klagen hatten aber keinen Erfolg. Die Karlsruher Kammer erklärte, die Altersgrenze für Kassenärzte sei kein Verstoß gegen die grundrechtlich geschützte Berufsfreiheit. Es entspreche der „Lebenserfahrung“, daß die „Gefahr einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit“ mit zunehmendem Alter größer werde. Eine Prüfung der individuellen Leistungsfähigkeit sei dabei „nicht erforderlich“. Betroffen sind von der Altersgrenze ab 1999 knapp 3.000 der rund 110.000 KassenärztInnen. (Az.: 1 BvR 2167/93) Chr. Rath/Foto: Manfred Grohe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen