Schwacher Yen ohne doppelten Boden

■ Japanische Währungskrise wirkt wie ein Strudel. G 7 will keine konzertierte Aktion

Berlin (taz) – Selber schuld – das ist der Tenor der Finanzminister der G-7-Staaten zum Kursverfall des Yen nach ihrem Treffen in Paris. Ja, man habe sich darüber unterhalten, sagte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn. Und die Situation sei „besorgniserregend“. Regulierende Maßnahmen von außen werde es aber nicht geben, jedenfalls nicht in Form einer konzertierten Aktion. „Japan muß erst das Vertrauen in die eigene Wirtschaft wieder herstellen“, forderte auch Weltbankpräsident James Wolfensohn.

Das chinesische Außenministerium drängte Japan, eine weitere Abwertung zu verhindern. Japans Notenbankgouverneur Masaru Hayami beschränkte sich jedoch auf die Zusicherung, die Bank werde die Wechselkursbewegungen „sorgfältig prüfen“.

Wenn weiterhin nichts passiere, um den Yen zu stützen, das war die Wahrnehmung von Händlern an der Tokioter Börse, nehme der Markt den niedrigen Kurs bald als normal hin – trotz der rapiden Talfahrt, die die anderen Aktien- und Devisenmärkte in Asien längst mit nach unten zieht und seit einigen Tagen auch Australien und Neuseeland belastet.

Am Donnerstag notierte der Dollar in Tokio mit 141,67 Yen immerhin schwächer, als bei zwischenzeitlichen Hochs von mehr als 142 befürchtet werden konnte. Der Nikkei-Index fiel erneut um 2,1 Prozent auf 15.014,14 Punkte, hielt aber die psychologisch wichtige Grenze von 15.000.

In Hongkong verbuchte der Hang-Seng-Index ein Minus von 93,30 Punkten oder 1,2 Prozent auf 7.886,07. Sein Anfang des Jahres hat er damit 27 Prozent verloren. Im Mittelpunkt steht in der früheren britischen Kronkolonie die Furcht vor einer Abwertung des chinesischen Yuan, die die feste Dollarbindung der Hongkong- Währung gefährden und eine neue Abwertungsrunde in der ganzen Region einleiten könnte.

Singapurs Börse, die am Mittwoch den tiefsten Stand seit neun Jahren erreicht hatte, erholte sich dagegen leicht um 19,02 Punkte auf 1.086,83, droht aber in den kommenden Tagen wieder abzurutschen. Auch Seoul konnte sich leicht verbessern. Schwere Einbußen von fast fünf Prozent verbuchte dagegen Manila.

Die asiatischen Währungen blieben weiter unter Druck. Vor allem die indonesische Rupiah fiel zeitweise auf 15.000 zum Dollar und wurde am Abend bei 13.150 notiert. Der Australische Dollar fiel auf den tiefsten Stand zum Greenback seit 1986. bw