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Salas läßt Italien zittern

■ Chiles Torjäger rechtfertigt die Vorschußlorbeeren und trifft zweimal gegen Italien, doch Roberto Baggio rettet seinem Team am Ende das 2:2

Berlin (taz) – Die Nachspielzeit der ersten Halbzeit scheint bei dieser WM eine gefährliche Periode für Torhüter zu sein. Am Mittwoch wurde sie dem marokkanischen Keeper Benzekri zum Verhängnis, gestern konnte Italiens Pagliuca nur zuschauen, wie der Ball vor die Füße des chilenischen Stürmers Marcelo Salas fiel und dieser Sekunden vor dem Pausenpfiff den 1:1-Ausgleich erzielte.

Durch einen Konter über drei Stationen und einen Geistesblitz von Roberto Baggio war Italien in der 10. Minute in Führung gegangen. Einen langen Paß von Maldini leitete der Rückkehrer direkt an Vieri weiter und der Angreifer von Atlético Madrid ließ sich diese Chance nicht entgehen. Eine Koproduktion zweier Abgeschobener, die in Frankreich unbedingt zeigen möchten, wozu sie fähig sind. Vieri war vor einem Jahr von Juventus Turin nach Spanien vergrault worden, Baggio hatte seit dem Endspiel der WM 1994, als er gegen Brasilien den entscheidenden Elfmeter verschoß, nur ein einziges Länderspiel bestritten. Eine Verletzung von del Piero ließ ihn vor dem Match gegen Chile plötzlich zum Hoffnungsträger werden. „Baggio trägt Italien auf seinen Schultern“, titelte die Gazzetta dello Sport, und der mit solcher Verantwortung überhäufte „Fantasista“ wurde dieser Rolle durchaus gerecht. In einer zerfahrenen und foulbetonten Partie, die nicht an die guten Spiele des Vortages anknüpfen konnte, gingen fast alle gefährlichen Aktionen der Italiener von Baggio aus.

Ihm ebenbürtig war der Star des Gegners. Chile ruhte nicht auf den Schultern, sondern auf dem Kopf von Marcelo Salas, der nach seinem Ausgleichstor kurz vor der Halbzeit in der 50. Minute das Duell gegen Cannavaro gewann und das 2:1 köpfte. „Er kann der Star dieser WM werden“, hatte Italiens Torwart-Legende Dino Zoff gesagt, und Salas wurde den Vorschußlorbeeren gerecht. Den letzten Trumpf hatte dann aber doch Roberto Baggio im Ärmel. In der 85. Minute verwandelte er einen umstrittenen Handelfmeter zum 2:2-Ausgleich. Kleine Rehabilitation für Los Angeles 1994. Matti

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