■ Äthiopien/Eritrea: Die OAU verspielt ihre Existenzberechtigung
: Ein klassischer Fall

Wozu sind Regionalorganisationen da? Die Frage wird im Falle der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) regelmäßig einmal im Jahr gestellt, wenn sich Afrikas Staatschefs zum OAU-Jahresgipfel treffen. Sie ist zwar ein wenig unberechtigt, denn verglichen mit ähnlichen Staatenklubs in Lateinamerika oder der arabischen Welt ist die OAU relativ aktiv. Aber gerade dadurch, daß die afrikanische Organisation sich immer neue Existenzberechtigungen einfallen läßt, die dann unerfüllbare Hoffnungen wecken, macht die OAU eine Antwort auf diese Frage besonders schwer.

Der Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea, der während des OAU-Außenministertreffens letzte Woche zum Krieg eskalierte und sich während des OAU- Gipfels diese Woche weiter ausdehnte, ist dafür ein besonders peinliches Beispiel. Denn dieser Krieg ist als Konflikt zwischen zwei OAU-Mitgliedern eigentlich ein klassischer Fall für die Staatenorganisation – anders als die vielen innerstaatlichen Konflikte Afrikas in den vergangenen Jahren, mit denen zwischenstaatliche Organisationen immer Probleme haben. Seit fünf Jahren hat die OAU einen ausgeklügelten bürokratischen „Mechanismus zur Prävention und Regelung von Konflikten“. Und da die OAU ihren Sitz in Äthiopien hat, könnte man meinen, sie würde gerade hier frühzeitig tätig werden, zumal sich der Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea seit der Einführung einer eigenen eritreischen Währung im vergangenen Jahr angedeutet hatte.

Nichts dergleichen. Als Äthiopien und Eritrea monatelang verbale und dann handelspolitische Attacken austauschten, herrschte im OAU-Sitz in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba Funkstille. Als der Krieg ausbrach, legten internationale Vermittler ihre Friedenspläne ohne OAU-Mitwirkung vor. Nun hat die afrikanische Organisation die Entsendung einer eigenen diplomatischen Mission beschlossen. Aber sie hat nichts anzubieten, und überdies tauchen schon eritreische Bedenken gegen ihre Zusammensetzung auf.

Zum Abschluß des OAU-Gipfels hat die gastgebende Regierung von Burkina Faso nun angekündigt, man werde die panafrikanische Organisation dramatisch umwandeln, um zu verhindern, daß sie sich selbst schlicht überflüssig macht. Was damit gemeint ist, wird die Staatschefs vermutlich noch lange beschäftigen. Denn zugleich konzedierte OAU-Generalsekretär Salim Ahmed Salim, die OAU könne ihre Mitglieder nicht daran hindern, Krieg zu führen. Aber wozu sind Regionalorganisationen denn sonst da? Dominic Johnson