Spannungsgegensätze als Standortvorteil

■ Stephan Bohle, Geschäftsführer der Werbeagentur „ledesi“, über neue Projekte im alten Industrierevier Oberbaum-City: Vom Glühbirnen-Mekka zum Kultur- und Multimedia-Park

taz: Zwischen der Spree und den Bahnanlagen an der Warschauer Brücke wird an der Oberbaum- City gebaut. Was ist das für ein Viertel?

Stephan Bohle: Die Oberbaum- City ist ein altes Industriegebiet. Hier wurden zu DDR-Zeiten Glühbirnen produziert. Der Narva-Turm war so etwas wie das Wahrzeichen des Geländes. Im Moment wird der gesamte ehemalige Produktionskomplex von der Hypo-Real revitalisiert. Da fließt richtig viel Geld, insgesamt etwa eine Milliarde DM. Natürlich ist die komplette Instandsetzung ein sehr aufwendiger Prozeß, aber schon jetzt ist Oberbaum-City eine kleine eigene Stadt in der Stadt. Es entstehen Wohnungen, immense Büroflächen, aber auch Flächen für Einzelhandel und Gastronomie, damit Oberbaum-City nach Büroschluß keine Geisterstadt wird. Es entstehen wunderschöne Räume, die die Industriearchitektur detailgetreu zitieren.

Welche Zielgruppe bietet sich für das Projekt an?

Wir möchten vor allem innovative Dienstleister als Kernzielgruppe ansprechen: Multimedia, Software, alle kommunikativen Bereiche. Als erster Kunde ist das Internationale Design Zentrum (IDZ) eingezogen. Außerdem läuft die Ausstellung Sinn & Form. Dann hat die Hypo-Real noch das Satiremagazin „Simplicissimus“ gewinnen können.

Was ist das Besondere an Oberbaum-City im Gegensatz zu anderen Stadtvierteln?

Hier herrscht nicht soviel Tourismus und Trubel wie in Mitte. Gerade die Brüchigkeit, die Spannungsgegensätze, die entstehen, machen Oberbaum-City zu einem ganz eigenen Ort. Darüber hinaus liegen wir sehr schön eingebettet an der Grenze zwischen Friedrichshain, Kreuzberg und Treptow; es ist auch nicht weit bis nach Mitte und zum Prenzlauer Berg, nicht zu vergessen die fast unmittelbare Nähe zum Ostbahnhof.

Mit welchen Mitteln wollen sie das Areal bewerben?

Der Schwerpunkt liegt auf der Öffentlichkeitsarbeit, um den Bekanntheitsgrad der Oberbaum- City zu steigern. Oberbaumbrücke und Oberbaum-City, das bringt bis jetzt kaum jemand zusammen. Wir arbeiten zur Zeit noch an einem Konzept, haben aber anläßlich der Ausstellungseröffnung des IDZ bereits Narva-Glühlampen mit Verpackung in den Farben des Oberbaum-Logos und Beipackzetteln verteilt. Die Oberbaum- City ist ein Projekt, das über Jahre laufen wird. Es ist zu wünschen, daß ein bißchen von dem Spirit, der in Oberbaum-City herrschen wird, auf den Kiez überschwappt. Interview: Esther Kogelboom