■ Mit Ökokaufhäusern auf du und du
: Genuß und Gewissen

Berlin (taz) – Gibt es in einem Ökokaufhaus Äpfel aus Neuseeland und Computer mit PVC-Kabeln? „Man muß das bei jedem Produkt einzeln abwägen. Wichtig ist, daß die Kunden die Gründe für die Entscheidung erfahren“, sagt Ute Zander vom Büro für angewandte Zukünfte. Mit einem knappen Dutzend anderen Forschern aus öffentlichen und privaten Einrichtungen untersucht sie Chancen und Risiken für Ökokaufhäuser und berät potentielle Unternehmer.

Würden nur korrekte Waren verkauft – aus der Region, schadstoffrei und reparaturfreundlich – blieben die Regale von ÖkoKaufhäusern weitgehend leer. Doch legt man nicht allzustrenge Kriterien an, biete der Markt immerhin schon 40.000 umweltfreundliche Produkte. Bei der konventionellen Konkurrenz kann die Kundschaft ihr Geld dagegen für 80.000 bis 150.000 Waren ausgeben. „Die Investoren entscheiden, ob sie ein Vollsortiment wollen, das so ökologisch wie möglich ist, oder ob es nur Waren aus der Region gibt“, sagt Simone Back vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der die Kaufhausbesitzer berät.

Drei Projekte unterstützt die Forschungsgruppe, die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung finanziert wird: In Köln wollen sich zehn alteingesessene Ökounternehmer zusammentun und unter einem Dach Dienstleistungen und Waren anbieten. Shop-in-shop heißt das im Fachjargon. In Krefeld dagegen geht es darum, auf die Stadt verteilte Bio- und Ökoläden zu vernetzen und eine Marketinggemeinschaft einzurichten. Und in einer Soester Supermarktkette gibt es nicht nur Gutes vom Ökobauern um die Ecke, sondern die Kundschaft kann auch den Ursprung ihres Frühstückseis selbst in Augenschein nehmen.

„Wir erfahren laufend von neuen Ökokaufhaus-Projekten. Die Zeit dafür ist jetzt wohl reif“, sagt Projektleiter Peter Moll. Die Forschergruppe plädiert dafür, auch umweltfreundliche Dienstleistungen in den Ökokaufhäusern anzubieten. Ein Windelwaschservice gehört für sie ebenso dazu wie der Verleih selten oder nur zeitweise gebrauchter Gegenstände – Raclettepfannen, Babybetten, Abendkleider und Fahrradanhänger. Wichtig dabei sei, weg vom Müsli-Image zu kommen und eine breite Kundenschicht anzulocken, der es auf Qualität und gute Beratung ankomme. „Es müssen die positiven Emotionen angesprochen werden: Es macht Spaß, sich ökologisch zu verhalten“, sagt Ursula Tischner vom Designbüro econcept. Annette Jensen