■ Bitte!
: Saubere Medaillen

Danke, Helmut Kohl! sagte die taz in einer Serie vor der Wahl. Jetzt kommt Rot-Grün, und wir lassen prominente und andere kompetente Menschen „Bitte!“ sagen. Was ist Ihr dringendster Wunsch an Rot-Grün? Warum halten Sie ihn für realistisch?

Das Schwierigste ist eigentlich ganz einfach: Otto Normalverbraucher muß wieder mehr Geld in der Tasche haben. Bei ihm müssen die Steuern runter. Die Besserverdiener in dieser Republik sind lange genug mit Geschenken belohnt worden. Das wäre die Art von Gerechtigkeit, über die im Wahlkampf viel geredet wurde. Jetzt möchte ich Taten sehen.

Was meine kleine Welt angeht, so ist der Wunsch ebenfalls ein einfacher: Druck machen in Sachen Doping. Die Bundesregierung steckt 240 Millionen Mark in den Sport – da will ich doch wissen, was mit dem Geld passiert. Fördern wir einen manipulierten oder einen sauberen Sport? Drücken wir alle Augen zu, weil wir Medaillen um jeden Preis haben wollen? Normalerweise gehöre ich nicht zu denen, die nach dem Staat rufen, aber inzwischen ist es soweit, daß er einschreiten muß. Die Dealer und ihre Kundschaft müssen hart bestraft werden. Wie man das macht, haben die Franzosen bei der Tour gezeigt. Offenkundig ist doch, daß der deutsche Sport mit der Lösung des Problems überfordert ist. Es bleibt immer ein Verdacht, wenn Funktionäre bestimmen, wer wann und von wem kontrolliert wird. Da kann ich gleich die Steuerberater die Betriebsprüfungen durchführen lassen. Die Politik muß hier für unabhängige Kontrollen sorgen, von mir aus auch durch die Polizei.

Keinen Wunsch, eher eine Empfehlung habe ich für den Sportskollegen Fischer: Nicht übertreiben, keine Kilometer fressen. Ein morgendlicher Lauf genügt, um den Geist zu reinigen und die Gedanken zu sortieren. Sollte er dabei Probleme haben, etwa mit Tempo 120, kann er mit mir eine Runde um den Tübinger Spitzberg laufen. Wir gucken uns dann die Bäume ganz genau an. Dieter Baumann

Dieter Baumann ist ausdauernder Dauerläufer und Olympiasieger über 5.000 Meter in Barcelona 1992 Foto: dpa