Löschen unter Extrembedingungen

■ An den Diesel und das Öl in den Tanks ist vorerst kein Rankommen

Kiel (taz) – Die Hoffnungen auf eine schnelle Brandbekämpfung auf der „Pallas“ haben sich auch gestern zerschlagen. Immer noch lodern die Flammen, immer noch tritt Schweröl aus dem lecken Tank aus. 20.000 Vögel sind nach Angaben des Nationalparkamts Wattenmeer verölt, tausend bereits verendet. Auf der Nordseeinsel Amrum mußte erstmals auch ein Seehund getötet werden. Das völlig verklebte Tier konnte nicht mehr gerettet werden.

Schwarze Klumpen lagern auf den Stränden von Amrum und Föhr. Inzwischen hat sich der Ölteppich bis an die Küste von Sylt ausgeweitet. Die Vorbereitungen sind nunmehr abgeschlossen, wie das Kieler Umweltministerium gestern erleichtert verkündete: Das Feuerlöschschiff „Kiel“ soll das glühende Heck kühlen. Zudem sind das Ölbekämpfungsschiff „Knechtsand“ sowie Gewässerreinigungsboote im Einsatz. Mitarbeiter einer niederländischen Firma gingen gestern an Bord.

Doch die Bedingungen für die Brandexperten sind schwierig: Gluthitze im Schiffsbauch, Dampf und Rauch an Deck, dazu extremer Zeitdruck. Zur Zeit kann nur acht Stunden auf dem Wrack gearbeitet werden, weil die Einsatzkräfte immer wieder mit dem Hubschrauber nach Amrum geflogen werden müssen. Und erst wenn die Schwelbrände gelöscht sind, kann die „tickende Zeitbombe“, können die mehreren hundert Tonnen Schweröl und Diesel aus den Tanks geborgen werden.

Für diesen Einsatz ist die niederländische Spezialhubinsel „Barbara“ gechartert worden. Gestern wurde die Bergungsplattform im niederländischen Ijmuiden flott gemacht. Die „Barbara“ hat auch Unterkünfte für die Bergungsmannschaften an Bord, so daß künftig rund um die Uhr gearbeitet werden kann.

Wann jedoch die „Barbara“ zur „Pallas“ geschleppt wird, ist nach Angaben der Bergungsfirma noch unklar. Die deutschen Behörden rechnen mit diesem Wochenende. Allerdings vermag niemand zu sagen, ob der Schiffsrumpf der „Pallas“ noch so lange hält. hh