Das Schmierenstück im Wattenmeer

■ Der Brand auf dem Wrack der „Pallas“ vor Amrum wird endlich gelöscht. Für viele Vögel kommt das zu spät. Vorwürfe an Schleswig-Holstein, weil Behörden angeblich zu langsam reagierten. Neues Sicherheitskonzept soll her

Kiel (taz) – Temperaturen bis zu 1.000 Grad Celsius im Schiff und Rauchschwaden an Deck – unter diesen Bedingungen wurden gestern morgen fünf Mitglieder einer holländischen Löschmannschaft vom Hubschrauber auf die „Pallas“ abgeseilt. Knapp drei Wochen nach dem Beginn des Unglücks in der Nordsee begannen endlich die Löscharbeiten auf dem vor Amrum gestrandeten Holzfrachter.

Kleinlaut trat unterdessen der schleswig-holsteinische Umweltminister Rainder Steenblock (Grüne) vor den Kieler Landtag. Bei den Bergungsversuchen sei „nicht alles richtig und gut gelaufen“. Die Verzögerungen seien aber auch durch die langen Entscheidungswege im „föderal organisierten Sicherheitskonzept“ entstanden, versuchte er den Schwarzen Peter an den Bund weiterzugeben.

Bis jetzt ist allerdings nur ein geringer Teil des Schweröls an Bord der „Pallas“ ausgelaufen. Trotzdem sind der kleinen Ölpest im Watt bereits 1.000 Vögel zum Opfer gefallen. Der Vogelexperte Klaus Günther vom Projektbüro Wattenmeer des WWF rechnet sogar damit, daß mehrere zehntausend von ihnen einen qualvollen Tod durch Unterkühlung und Auszehrung sterben. Als Konsequenz sprach sich der schleswig-holsteinische Landtag gestern einstimmig für ein neues Sicherheitskonzept für die Deutsche Bucht aus. Ein internationaler Finanzfonds soll künftig die absolute Priorität bei der Bergung havarierter Schiffe gewährleisten und die Folgekosten nach Unfällen absichern.

Heike Haarhoff Berichte Seite 2