DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (8)
: Droht bald Totilas-Tortilla?

VORSCHAU Heute mit einer verhinderten Regatta, Streit um Friedensschüsse, englischem Fußballglück und kulinarischem Pferdekannibalismus

Schuttertal, 2. August: Die 36. Internationalen Schwarzwälder Holzfäller-Meisterschaften müssen sich nach einem Erlass der unteren Forstbehörde erstmals strengen Umweltauflagen unterwerfen. Disziplinen wie Axtwerfen und Scheibensägen dürfen nur an Totholz durchgeführt werden. „Kein Baum darf für die Sägelust sterben“, twittern Umweltfreunde. Der gastgebende Ringersportverein Schuttertal lässt derweil offen, ob es in der Disziplin „Einmann-Zugsägen“der Deutschen Bahn an den Fuhrpark geht. Die Forstbehörde erklärt sich für nicht zuständig.

Sarajevo, 5. August: Der internationale Friedenslauf „Flame for Peace“, der eigentlich seit dem 28. Juli (Jahrestag Beginn 1. Weltkrieg 1914) aus der bosnischen Hauptstadt nach Aachen unterwegs sein sollte, ist immer noch nicht gestartet. „Einen Friedenslauf wie angekündigt mit einem Startschuss zu beginnen, ist uns nicht möglich“, sagen die deutschen Organisatoren. Jetzt haben Nachfahren des Olympia-Maskottchens Vucko, der UNO-Sondergesandte Willi Lemke und Angeordnete des EU-Parlaments Verhandlungen zwischen Behörden und Läufern aufgenommen.

Aachen, 11. August: Der „Aachener Fleischskandal“ weitet sich aus. In den Morgenstunden gibt es erste Festnahmen im deutschen Reitermilieu. Ausrangierte Springpferde sollen mehrfach zu rheinischem Sauerbraten verarbeitet worden sein, der während des Reit- und Springturniers CHIO im Juli zu Zehntausenden Portionen an das Logen-Publikum verfüttert wurde. „Furchtbar … die armen Tiere, das ist Kannibalismus“, klagen die Pferdeliebhaber, „Abdeckerabfälle in VIP-Mägen“ verortet der Boulevard. Nach taz-Recherchen gibt es schon erste Geheimversuche mit einer Totilas-Tortilla. „In der Molekular-Gourmetik“, sagt ein Branchenkenner, „könnte man heute mit Halla-DNA Weltrekordpreise erzielen.“

Sarajevo, 13. August: Es kommt Bewegung in den bewegungslosen Friedenslauf. „Schüsse“, erklären Bosniaken, Serben und Kroaten des Landes in einem gemeinsamen Kommuniqué, „sind unserer Kultur wesenseigen und darum unverzichtbar“. Die Friedensläufer sind uneins, ob sie die Gemeinschaftlichkeit der drei zerstrittenen Ethnien goutieren sollen oder die Inhalte missbilligen.

Dinant, 15. August: Die „Internationale Badewannenregatta“ auf der Maas endet im Fiasko. Die wallonische Aktivistengruppe „Nieder mit der Dingediskriminierung“ entert den Fluss und zieht alle Stöpsel: „Wer heute Wannen schändet, baut morgen Türme oder Brücken aus unschuldigen Fritten-Kreaturen.“ Schon in der Vergangenheit hatten Naturrechtler die WM im Kirschkernweitspucken be- und das Zwergenwerfen verhindert.

Manchester/London, 16. August: Zum Start der Premier League herrscht auf der Insel Fußballeuphorie. „Seit der WM sind wir auf Augenhöhe mit Spanien“, sagt der Ligachef, „wir erwarten eine ganze Saison großen Tikitaka-Football“. Zudem hätte man in Brasilien „nur knapp hinter Italien abgeschnitten“.

Turin, 16. August: Der englische Vergleich macht die Azzurri umgehend stolz. In Turin wird Andrea Pirlo beim Lächeln erwischt. Pirlo! Eine Regung! Ein römischer Psychoanalytiker sagt: „Solch eine WM kann Menschen nachhaltig verändern.“

München, 22. August: Erwartungsgemäß ohne Luiz Gustavo tritt der VfL Wolfsburg zum Bundesligastart bei Meister FC Bayern an. Der Brasilianer leide weiterhin an Schwindelattacken und Schlaflosigkeit. Betreuer sprechen vom Belo-Horizonte-Syndrom. Trainer Dieter Hecking hat Verständnis: „Eine Traumatherapie dauert. Es ist auch starken Seelen unzumutbar, seinen Widersachern so kurz nach den Demütigungen vom 8. Juli schon wieder zu begegnen.“

München/Landsberg 25. August: Erste Therapie-Erfolge bei Bayerns verstörtem Brasilianer Dante: Der einmalige WM-Teilnehmer kann schon wieder minutenweise mit der zweiten Mannschaft trainieren. „Wir versuchen ihn langsam an sein gewohntes Habitat heranzuführen“, sagt optimistisch Doc Müller-Wohlfahrt. Uli Hoeneß darf derweil in Landsberg vorzeitig einen ersten dreiminütigen Zusammenschnitt des WM-Endspiels gucken. BERND MÜLLENDER