Deutsche Post macht Großeinkauf aus der Portokasse

■ Postchef Zumwinkel will das Schweizer Logistikunternehmen Danzas für 1,8 Milliarden Mark übernehmen. Das Geld aus dem Monopolgeschäft soll nun die Produktpalette erweitern

Berlin (taz) – Die Angestellten des Schweizer Logistikunternehmens Danzas waren gestern baß erstaunt, als sie mitkriegten, wo in Zukunft ihr oberster Chef sitzt: in Frankfurt am Main. Die Deutsche Post AG will das weltweit operierende Unternehmen aufkaufen. Während die Belegschaft diskutierte, ob der Jobzusicherung für die 16.000 Angestellten zu trauen sei, reagierten die Börsen sofort. Denn die Post hat den überwiegend privaten Aktionären angeboten, 590 Schweizer Franken pro Papier zu zahlen. Am Dienstag hatte der Kurs noch bei 435 Franken gelegen. Dann waren Danzas- Aktien unglaublich gefragt, so daß der Preis der Wertpapiere auf 580 Franken hochsprang. Bis zum 8. Februar können die Anteilseigner jetzt mitteilen, ob sie mit dem Verkauf einverstanden sind. „Der Verwaltungsrat der Danzas empfiehlt den Aktionären einstimmig die Annahme des Angebots“, hieß es gestern in einer Pressemitteilung aus Basel. Den Managern blieb wohl auch nichts anderes übrig – denn wer sich gewehrt hätte, riskierte wohl seinen gutdotierten Job. So aber soll die Danzas-Chefetage komplett übernommen werden, versicherte Postchef Klaus Zumwinkel.

Die Deutsche Post AG setzt damit ihre vorweihnachtliche Einkaufstour fort. Anfang November hatte das Unternehmen mitgeteilt, daß es sich 50 Prozent der Securior Distribution in Großbritannien zulegen werde. Dabei ging es noch vorwiegend ums Paketgeschäft. Am Dienstag teilte das Unternehmen dann mit, daß es 68 Prozent des französischen Expreßdienstes Ducros Services Rapides übernehmen werde – mit 2.200 Beschäftigten und Jahreseinnahmen von 366 Millionen Mark ein eher kleiner Fisch. Bei Danzas aber geht es um einen großen Brocken: 8,5 Milliarden Mark hat das Unternehmen im vergangenen Jahr umgesetzt. Der Kaufpreis beträgt etwa 1,8 Milliarden Mark.

„Es soll in Zukunft kein Logistikproblem mehr geben, für das wir unseren Kunden nicht unverzüglich ein Angebot in Spitzenqualität vorlegen können“, sagte Zumwinkel gestern. Danzas verfügt nämlich über ein gut ausgebautes Unternehmensnetz, das von Portugal bis nach Bulgarien, von den Vereinigten Arabischen Emiraten über Australien nach Amerika reicht. Paket- und Brieftransport sind dabei nur Nebensachen. Die Firma wickelt den gesamten Warenverkehr für Nestlé in Spanien ab oder organisiert den Transport der Aerosole, mit der Dove- und Axe-Deodorants aus der Dose sprühen. Dabei kommen Züge und Laster ebenso zum Einsatz wie Schiffe und Flugzeuge.

Wilhelm Hübner vom Verband der Postbenutzer reagierte gestern sauer auf die Nachricht: „Die Post erzielt Milliardenüberschüsse beim Briefdienst. Damit wildert sie in fremden Branchen, die nicht auf dem Ruhekissen eines Monopolisten liegen.“ Die Kosten fürs Porto seien in Deutschland einsame Spitze. Die Post finanziere ihren Kaufrausch auf Kosten derjenigen, die mangels Konkurrenz noch immer auf sie angewiesen sind. Annette Jensen