Das klare „Nein“ des Galatasaray-Trainers Terim

■ Nach einem 0:1 in Bilbao muß Galatasaray Istanbul damit leben, einen Superlativ verschenkt zu haben – als erster türkischer Klub ins Viertelfinale der Champions League einzuziehen

Bilbao (taz) – Trainer Fatih Terim mußte nicht lange überlegen. „Hayir“ – „Nein“, lautete die klare Antwort des Galatasaray-Coachs auf die Frage, ob er mit der Leistung seiner Elf zufrieden war. Es folgten weder langatmatige Entschuldigungen noch wortstarke Erklärungen. Wozu auch? Die 90 Minuten gegen den Gruppenletzten Athletic Club Bilbao sprachen für sich. Der Traum, als erster türkischer Club ins Viertelfinale der Champions League einzuziehen, endete abrupt, als Guerrero nach einem groben Abwehrfehler in der 45. Minute das 1:0 erzielte.

„Wir hängen nur von unserer eigenen Leistung ab“, hatte Terim seiner Mannschaft noch vor dem Spiel eingebleut. Eben. Genau deshalb hatte sich am Ende doch noch Juventus Turin qualifiziert, dessen 2:0 gegen Rosenborg für den Gruppensieg reichte. Dabei hätte Galatasaray, punktgleich plötzlich nur noch Gruppendritter, ein Remis genügt.

Doch der türkische Meister bot schlicht zu struktur- und ideenlosen Fußball. Die langen Pässe vom Mittelfeld in die Sturmspitze gingen meist ins Leere. Vorne fehlte Hakan Sükür, der Mann, der in Zusammenarbeit mit dem rumänischen Veteranen Gheorghe Hagi die Elf aus Istanbul in die Champions League und dort an die Gruppenspitze geschossen hatte. Er saß zusammen mit drei weiteren Kollegen sein doppeltes Gelb ab.

Athletic hielt mit dem dagegen, was ihn in der spanischen Liga so gefürchtet macht: englisch anmutendes Pressing und gefährliche Konter. Die Richtung Mittelfeld angesiedelte Abwehrreihe von Galatasaray war dem nicht gewachsen. Statt, wie Trainer Terim geplant hatte, für zusätzlichen Druck zu sorgen, wurde sie immer wieder von Guerrero und Ezquerro ausgetrickst. Daß es nur zu einem 1:0 kam, verdankten die Istanbuler ihrem besten Mann auf dem Platz, dem brasilianischen Nationaltorhüter Claudio Taffarel.

Die wenigen wirklichen Chancen der Rot-Gelben blieben dann auch noch im Schlamm stecken. Tagelanger Regen hatte selbst das, was im San Mames überhaupt noch Rasen genannt werden kann, in eine lehmige Rutschbahn verwandelt. Während die heimische Mannschaft nichts Besseres gewohnt ist, schlitterte die Elf vom Bosporus hilflos herum. „Wir sitzen nicht da oben und schütten das Wasser herunter“, tat Athletic- Trainer Luis Fernández den Vorwurf des unlauteren Heimvorteils ab. Galatasaray-Coach Terim wird sich seinen Teil gedacht haben. War er doch selbst im September Zeuge, wie die Platzherren an einem überraschend regenfreien Tag dem baskischen Wetter mit dem Gartenschlauch nachhalfen.

Was der große Tag der knapp 2.000 angereisten Galatasaray- Fans hätte werden sollen, wurde jedenfalls zu einem Fest für die Anhänger des Athletic Club Bilbao. Wenigstens noch einen Sieg hatte ihnen der Trainer Fernández zum Abschied aus der ersten Saison der Champions League versprochen. Die Baskenfans dankten es ihm. Die wenigen Attacken von Galatasaray wurden mit „Kurdistan! Kurdistan!“-Rufen und PKK-Fahnen belohnt. Ohne sich darüber im klaren zu sein, daß der Athletic-Sieg auch den in Spaniens Konfliktregion so populären Chef der Kurdenrebellen, Abdullah Öcalan, tief treffen wird.

Statt weiterer Spiele von Galatasaray, zu deren treuesten Fans er gehört, muß der PKK-Führer in seinem italienischen Exil fortan mit dem Team vorlieb nehmen, dem es einmal mehr gelungen ist, sich durchzumogeln: Juventus Turin. Reiner Wandler