Strukturveränderungen statt bloßen Kahlschlags

■ Grüne legen Konzept zur Klinikplanung vor und fordern Abbau der Hochleistungsmedizin

Nach Ansicht der Bündnisgrünen können die im Krankenhausbereich notwendigen Einsparungen auch ohne die Schließung großer Kliniken erbracht werden. Statt „wahlloser, willkürlicher Schließungslisten“ setzt die Fraktion, die gestern einen entsprechenden Antrag ins Abgeordnetenhaus einbrachte, auf strukturelle Veränderungen.

Erstens sollen große Kliniken wie Neukölln, Buch und das Humboldt-Krankenhaus, die bislang ausschließlich in der teuren Schwerpunkt- und Maximalversorgung angesiedelt sind, etwa die Häfte ihrer Betten in der Grund- und Regelversorgung anbieten. Der automatische Zugriff auf die Hochleistungsmedizin entfällt. „Der ist oft auch gar nicht nötig“, sagte Bernd Köppl, der gesundheitspolitische Sprecher.

Die Bündnisgrünen wollen zweitens alle Krankenhäuser mit Ausnahme der Unikliniken in trägerübergreifende regionale Versorgungsverbünde zusammenfassen. Ein Beispiel: Moabit könnte mit dem Jüdischen Krankenhaus, dem Elisabeth-Krankenhaus und der DRK-Klinik in der Drontheimer Straße einen Verbund bilden. Nah beieinanderliegende Krankenhäuser wie das Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Schöneberg und das Wenckebach-Krankenhaus in Tempelhof könnten fusionieren. Medizinische Dienstleistungen wie Apotheken, Labor oder Röntgen, aber auch andere Dienste wie Speiseversorgung und Einkauf könnten zusammengelegt, Verwaltungseinheiten abgebaut werden.

Dies gilt auch für medizinische Abteilungen, hier sollen Überkapazitäten abgebaut werden. Köppl geht davon aus, daß durch Verbünde und Fusionen sowie den damit einhergehenden Betten- und Personalabbau bis zu 570 Millionen Mark eingespart werden könnten. Die Krankenkassen fordern insgesamt eine Einsparung von 1,1 Milliarden Mark.

Drittens will Köppl die überregionale Versorgung ausbauen. Die hochspezialisierten Krankenhäuser sollen auch Brandenburger PatientInnen mitversorgen. Bislang ist der Anteil der überregionalen Versorgung in Berlin im Vergleich zu anderen Ballungsräumen sehr gering. Vorteil: Für diese PatientInnen müßten die Berliner Krankenkassen nicht länger zahlen.

Durch die Vorschläge der Bündnisgrünen würden 6.000 KrankehausmitarbeiterInnen ihren Job verlieren. Für sie fordert Köppl ein Personalentwicklungskonzept, dessen Umsetzung zu je einem Drittel vom Land, den Krankenkassen und den Klinikträgern finanziert werden soll. Kostenpunkt: 450 bis 500 Millionen Mark in drei Jahren. Sabine am Orde