Anzeige eingestellt, Firma liquidiert

■ Keine strafrechtlichen Konsequenzen für Atomtransportfirma NTL Hanau. Stromkonzerne wollen neue Gemeinschaftsfirma gründen

Berlin (taz) – Freispruch für die Atomspediteure der Nuklearen Transportleistungen (NTL) in Hanau. Die Staatsanwaltschaft vor Ort hat zwei Anzeigen des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) eingestellt. Die Brennelemente seien mit der erforderlichen Genehmigung befördert worden, und weil keine Gesundheitsgefährdung bestanden habe, sei auch der Vorwurf der Körperverletzung gegenstandslos.

Der BBU hatte die erste Anzeige wegen des Transportunfalls in Apach an der Grenze Lothringen/Saarland 1997 erstattet, als ein Zug mit einem Brennelement-Behälter entgleist war. Die zweite folgte, nachdem vertuscht worden war, daß Hot spots auf der Hülle der Strahlenbehälter auftgetaucht waren. Dabei waren die Grenzwerte teilweise um ein vielfaches überschritten worden. Ebenso wie die AKW-Betreiber wußte die NTL von diesen regelmäßigen Überschreitungen, gab die Information aber jahrelang nicht an die Aufsichtsbehörden weiter.

Ein Aufatmen war gestern aber bei der NTL keineswegs zu spüren: Die Firma wird noch in diesem Jahr abgewickelt. Die 20 Angestellten sind schon teilweise freigestellt. Die Firma gehört zu 42,5 Prozent der RWE AG in Essen. Der gleiche Anteil verteilt sich noch einmal auf alle anderen deutschen AKW-Betreiber. Die restlichen 15 Prozent teilen sich die WAA-Betreiber in Frankreich und Großbritannien.

Laut dem Haupanteilseigner RWE liegt der Grund für die Liquidierung von NTL im Wegfall der Geschäftsgrundlage – schließlich sind die Atomtransporte in die ausländischen Wiederaufarbeitungsanlagen seit dem Castor- Transportskandal vom Frühjahr 1998 ausgesetzt. Eduard Bernhard vom Vorstand des BBU fürchtet hingegen, die NTL und die beteiligten Firmen wollten sich durch die Auflösung aus der Verantwortung ziehen.

Wer künftig offiziell die Atomtransporte in Deutschland regelt, ist noch ungewiß. Die Energieversorger hatten schon im vergangenen Jahr die bisher schon mit den Castor-Transporten befaßte Deutsche-Bahn-Tochter Nuclear Cargo and Service vorgeschlagen. Doch die Bahn hatte dankend abgelehnt. Sie hat ja auch genug Imageprobleme. Reiner Metzger