„Es gibt keine Orchideen-Ausschüsse“

Hans-Ulrich Klose war fast 40 Jahre Mitglied des Landtags. Seine schönstes Reiseziel: amerikanische Gefängnisse

taz: Herr Klose, der Sportausschuss des Landtags hat in einer VIP-Loge auf Schalke getagt. Ein Skandal?

Hans-Ulrich Klose: Ach nein. Eine Sitzung mit einer ordentlichen Tagesordnung, die Sportbezug hat, ist in Ordnung. Zu meiner Zeit im Wissenschaftsausschuss gab es auch das eine odere andere Kantinenessen in irgendeiner Forschungseinrichtung umsonst. Man darf es nur nicht übertreiben.

Was geht nicht?

Sich jede Woche zu einem Bundesligaspiel einzuladen.

Im Mönchengladbacher Stadion waren die Sportpolitiker auch schon. Ist der Sportausschuss berühmt dafür, dass man es sich dort gut gehen lassen kann?

Es gibt keine Orchideen-Ausschüsse. Natürlich tagt der Sport- oder Kulturausschuss häufiger auswärtig als etwa der Finanzausschuss. Trotzdem geht niemand da rein, weil er sich dort besonders mit Wohltaten segnen lassen kann. Meiner Erfahrung nach wollen die meisten Abgeordneten schon in die Ausschüsse, in denen sie sich den größten politischen Einfluss versprechen.

Werden manche Kollegen bei der Wahl ihres Arbeitsgebiets belächelt, weil offensichtlich ist, dass sie sich nicht kaputt arbeiten wollen?

Nein, überhaupt nicht. Parlamentsneulinge wollen fast alle in den Haushalts- oder den Wirtschaftsausschuss. Gut, vor dem Petitionsausschuss wird sich häufiger gedrückt, weil er so arbeitsintensiv ist. Wir haben dass dann immer so gehandhabt, dass wir einen unbeliebten Platz mit einem Sitz in einem begehrten Ausschuss ausgeglichen haben.

Was war die schönste Arbeitsreise, die Sie in 39 Jahren unternommen haben?

Da muss ich überlegen. 1978 war ich mit dem Rechtsausschuss in den USA. Wir haben dort Strafanstalten besucht. Das war sehr aufwändig, hat aber viele Erkenntnisse gebracht. Als Landtagsvizepräsident war ich häufiger in Südtirol oder in der Steiermark, um befreundete Parlamente zu besuchen. Häufiger als einmal im Jahr waren wir aber selten weg – und wenn, dann war auch nie der ganze Ausschuss mit.

Sondern nur geschätzte Parlamentarier, die sich Urlaub verdient hatten?

Vorsicht, so etwas gibt immer Ärger. Ich erinnere mich, dass der Haushaltsausschuss kurz vor der Wahl 1985 in die USA geflogen ist – obwohl klar war, dass die meisten ein paar Wochen später nicht mehr im Landtag sein würden. Danach ist festgelegt worden, dass im letzten Jahr vor Ende einer Legislaturperiode keiner mehr auf Landtagskosten in den warmen Süden fährt.

INTERVIEW: KLAUS JANSEN