„Der nutzt die Zeit für Reparaturen“

■ Fischers Friedensplan stößt, wenn überhaupt, auf taube Ohren

„Konstruktiv und angemessen,“ nannte State-Department-Sprecher Jamie Rubin den deutschen Sechspunkteplan zur Beendigung des Kriegs um das Kosovo, was ein höflicher Euphemismus für dessen Ablehnung ist. „Der Plan muß noch weiter diskutiert werden,“ fügte er hinzu, was heißt, daß er nicht konsensfähig ist.

„Niemand glaubt, daß er funktionieren wird,“ sagte ein ungenannter amerikanischer Sprecher bei der Nato der New York Times. „Zunächst wird Miloevic ihm nicht zustimmen, doch zur Zeit ist jeder gewillt, alles zu versuchen.“ Ein anderer ebenfalls ungenannter amerikanischer Sprecher gibt dem Plan dagegen gar keine Chance: „Eine 24-stündige Bombardierungspause nimmt nur den Druck von Miloevic. Dem kann man nicht trauen. Der benutzt die Zeit nur, um seine Radareinrichtungen zu reparieren.“

Immerhin, der Plan war der Zeitung einen Leitartikel wert: „Waffenstillstandsverhandlungen sind von großer Bedeutung,“ heißt es darin, „ein 24-Stunden-Moratorium schlägt der deutsche Plan vor, wenn Belgrad mit dem Truppenrückzug beginnt. Mehr aber muß von Miloevic verlangt werden, bevor die Bombardierung eingestellt werden kann. Er muß den Nato-Bedingungen im Kern zustimmen.“

In den USA hat der deutsche Vorstoß nur wenig Aufsehen erregt, er wird als Vorschlag zur Einstellung der Bombardierung wiedergegeben. Und wenn der Bombenkrieg kritisiert wird, dann aus ganz anderen Motiven.

John McCain, Mitglied des Verteidigungsausschusses im Senat und Bewerber um die Republikanische Präsidentschaftskandidatur kritisierte den zugleich übermäßigen und beschränkten Bombenkrieg, der auf den untauglichen Versuch hinausläuft Krieg zu führen, um Krieg zu verhindern. Der politische Druck auf Bill Clinton, auch Bodentruppen in die Schlacht zu werfen, folgt bei den Befürwortern harter militärischer Schläge überwiegend dem Bedürfnis, sich im Rennen um die Republikanische Kandidatur zu profilieren.

Der bisherige Favorit und Gouverneur in Texas, George Bush, blamierte sich bei einem Interview zur Balkanpolitik durch Stottern und ausweichende Antworten. Jetzt versucht es Elizabeth Dole. Sie stellt sich dar als Frau, die auch als Oberbefehlshabende durchaus ihren Mann stehen würde.

Als Kulisse wählte sie sich die Marine Akademie in Annapolis. Dort verkündete sie, amerikanische Interessen und Glaubwürdigkeit stünden im Kosovo auf dem Spiel. Sie würde ihre Kinder in einen Kosovo-Krieg ziehen lassen, wenn die Kommandeure vor Ort den Einsatz von Bodentruppen befürworteten.

Der amerikanische Kongreß, der sich Anfang der Woche aus den Osterferien zurückmeldete, sah sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Clinton hatte in dessen Abwesenheit Krieg zu führen begonnen und den Kongreß um sein Recht auf Kriegserklärung gebracht. Jetzt wird heftig darüber diskutiert, ob das Kosovo den Einsatz von „amerikanischem Gut und Blut“ überhaupt wert ist und ob, wenn schon Krieg, dann richtig Krieg geführt werden sollte.

Peter Tautfest, Washington