Noch reicher und berühmter

Was ich der taz zum 20. wünsche (VIII): Sie soll endlich Erbin werden  ■ Von Bascha Mika

Aller guten Wünsche sind drei. Wie wär's mit: schön, reich und berühmt? Zugegeben, klingt ein bißchen charakterlos. Aber Charakter wünscht man sich nicht, den hat man. Wie die taz. Wie ihre MacherInnen. Wie ihre LeserInnen und GenossInnen.

Bleiben wir also im Wunschdenken bei diesen wunderbar oberflächlichen Dingen, auf die das ehemals linksalternative Milieu einst hochmütig glaubte verzichten zu können. Ärmlich, aber aufrecht! Lautete stolz die Devise, als sich vor zwanzig Jahren ein paar Verrückte entschlossen, eine neue Tageszeitung zu gründen. Der ökonomische Zwang war groß, aber noch größer das Gefühl, daß Bescheidenheit adelt.

Vergessen wir's! Schön, reich und berühmt soll die taz werden. Ihr Charakter ist standhaft und durch derlei Versuchungen nicht in Gefahr. Sehr vorteilhaft wäre es beispielsweise, sich der Generation der Erben anschließen zu können. Die taz als reiche Erbin – klingt vielversprechend.

Als reiche Erbin könnte die taz ein noch feineres kleines Solo im Chor der anderen Zeitungen singen. Auch in der Zukunft ist in der Presselandschaft nicht mehr vom immer gleichen, sondern das andere gefragt. Die taz war immer etwas Besonderes. Positiv wie negativ. Ein „radikales Ärgernis“ für die politische Klasse, die Konzernetagen und die außerparlamentarische Bewegung, wie Wolfgang Ehmke von der BI Lüchow-Dannenberg in dieser Serie schrieb. Für „nonkonformistische Überraschungen“ gut, wie unser Kollege Christian Semler feststellte. Für das Gefühl notwendig, „der Wahrheit näherzukommen“, wie eine 20jährige Leserin meinte.

Die taz ist die „unterhaltendste Qualitätszeitung“, attestiert uns nicht nur taz-Vorständler Peter Unfried, sondern vor allem junge Leser und LeserInnen. Ironie ist eine unsere schärfsten Waffen, und niemand sollte bei uns vor ihr sicher sein.

Hier, in dieser Mischung, liegt die Zukunft der taz. Natürlich soll sie ein Ärgernis sein – aber eines, um das man nicht herumkommt und das man lustvoll konsumiert. Eine Zeitung mit Biß, mit politischem Biß, versteht sich. Und wenn uns dann noch jemand fragt, ob wir nicht in der Gefahr stehen, unter Rot-Grün zum Regierungsblatt zu werden, können wir nur mitleidig lächeln.

Warum wir dann noch schöner, reicher und berühmter werden wollen, wo wir doch schon soviel Chraraker haben? Ganz einfach. Weil man es mit der Bescheidenheit nicht übertreiben darf, wenn man eine Rolle spielen will; sonst kriegt sie einen klein. Weil es noch mehr Spaß macht, von noch mehr Millionen täglich gelesen zu werden. Weil der, der gute Arbeit leistet, auch noch besser dafür bezahlt werden soll. Und weil sich 20 Jahre Eigensinn und Leidenschaft beim Zeitungsmachen auszahlen, aber vor allem lohnen sollen. In Zukunft bleibt die taz – vielleicht mit Erbin!