Deutsche Telekom will mehr Geld

Neue Aktien für 22 Milliarden Mark werden ausgegeben, um die Kriegskasse zu füllen. Gute Bilanz vorgelegt. Der Telefon-Preiskampf ist angeblich beendet    ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – Die Börse hatte gestern kräftig zu schlucken. Die Deutsche Telekom kündigt an, daß sie ihre Kriegskasse mit bis zu 11,4 Milliarden Euro (22,4 Milliarden Mark) aufbessern will. Soviel werden wohl die rund 286 Millionen Aktien kosten, die die Telekom „noch vor dem Sommer“ ausschütten will. Dafür müssen erst einmal Käufer gefunden werden. Deshalb sackte gestern morgen der Kurs der Telekom-Aktie von 41,60 Euro auf 39,50 Euro.

Im November 1996 hatte der rosa Riese 713 Millionen Aktien für 28,50 Mark in Umlauf gebracht. 1,9 Millionen Menschen besitzen seitdem T-Aktien, in Deutschland brach ein bis dahin unbekanntes Aktienfieber aus. Die T-Aktien gehörten zu 100 Prozent dem deutschen Staat. Die 713 Millionen Stück waren jedoch nur 25 Prozent des Grundkapitals, der Rest liegt nach wie vor beim Bund.

Was den Kurs der T-Aktie gestern absacken ließ: Die zehn Prozent neuen Aktien kommen nicht etwa aus dem Bestand des Bundes, sondern sind neu ausgegebene. Das bedeutet, die bisherigen Aktionäre werden sich das Eigentum am Konzern mit den Neuaktionären teilen müssen, wie bei einer Kapitalerhöhung üblich. Angesichts der derzeitigen sehr hohen Aktienkurse versucht nun also auch die Telekom, über neue Anteilscheine billig zu Geld zu kommen – denn was die neuen Aktionäre spendieren, braucht schon nicht bei den Gläubigerbanken als Kredit aufgenommen zu werden.

Telekom-Chef Ron Sommer stellte gestern in Bonn auch die amtlichen Zahlen für das Geschäftsjahr 1998 vor: 5,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern bei einem Umsatz von 35 Milliarden. Der Gewinn kam dabei fast ausschließlich vom Festnetz-Telefonieren (4,8 Milliarden) und dem Mobilfunk (672 Millionen), die restlichen Bereiche wie Geräteverkauf, Kabel oder Telefondienste lagen im Minus.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres hingegen ging der Umsatz zurück. Hier knabbern verstärkt die sinkenden Preise und die vielen Wettbewerber am Budget der Telekom. Der Gewinn blieb laut der Bilanz jedoch gleich – hier machen sich die vielfältigen Sparmaßnahmen des Konzerns bemerkbar; Kündigungen werden beispielsweise schneller ausgesprochen als geplant.

Ron Sommer gab sich denn gestern auch gewohnt kämpferisch: Er rechne damit, daß sein Konzern den Umsatzrückgang bei Ferngesprächen „ zu einem guten Teil“ durch Wachstum in anderen Geschäftsfeldern kompensieren könne. Wofür die vielen neuen Milliarden eingesetzt werden, wurde gestern nur undeutlich beantwortet: um die Wettbewerbsposition des Unternehmens auch auf den internationalen Märkten weiter zu stärken und Innovationen im In- und Ausland „noch schneller durchzusetzen“, hieß es blumig. Es dürfte also die eine oder andere Firma gekauft werden.

Der Preiskampf mit den Konkurrenten soll anscheinend von seiten der Telekom nicht mehr weiter angeheizt werden. Das Preisniveau auf dem Telefonmarkt werde künftig nicht mehr so dramatisch fallen wie im ersten Jahr des Wettbewerbs, meinte Sommer. Entscheidend sei jetzt die Kundenbindung. Sommer kündigte neue Leistungen an. Die „Innovations-Pipeline“ sei „prall gefüllt“.