Ermutigende Worte

■ Rudolf Scharping am Truppentelefon: Was Soldaten gern hören

Jeden Tag telefoniert Kriegsminister Rudolf Scharping mit seinen – „unseren“ – Jungs in der „Krisenregion“. Daß dem tatsächlich so ist, kann kein televisionärer Kriegsteilnehmer übersehen. Bei jedem Auftritt vor einer Kamera neigt Scharping den Kopf weiter zur Seite – zur linken, versteht sich, schlägt da doch das Herz, klemmt dort doch der Hörer zwischen Schulter und Ohr.

Was aber, diese Frage muß auch in Zeiten schärfster Nato-Zensur erlaubt sein, was aber flüstert er eigentlich den deutschen „Frontfrischlingen“ ein? Scharping, das erfuhr die Redaktion jetzt von einem Informanten aus Bundeswehrkreisen, spreche den Kämpfern täglich Mut und Mahnung zu; sie dürften nicht verzagen und schon lange nicht versagen. Wörtlich soll er während eines Telefonates mit einem deutschen Kampfflieger gesagt haben: „Löffelt die Rambouillon aus, die wir euch eingebrockt haben – ihr wolltet sie schließlich schlabbern!“ Zudem sollen in Gesprächen mit den deutschen Soldaten immer wieder auch Scharpings persönliche Befindlichkeiten zur Sprache kommen. So habe er erklärt, daß er „sehr stolz“ gewesen sei, als der Kanzler ihn auf dem SPD-Parteitag öffentlich lobte. Jetzt fühle er sich wie ein demontiert-remontierter Kriegsklempner im Auftrag von Herr und Humanitarismus. Selbst private Dinge spare er in den fernmündlichen Unterredungen nicht aus, um die „Moral der Truppe“ zu stärken. Indirekt widersprach der Informant auch jenen Gerüchten, die in den vergangenen Tagen häufig behaupteten, Scharping sei „ein Mann ohne Eier“. Am Telefon soll Scharping nämlich gestanden haben, daß er – seit „seine“ Flieger gen Serbien eilen – im fröhlichen Bett-Duett mit seiner Frau nicht mehr nur „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“ singe. Nein, er habe ihr in den letzten drei Wochen schon dreimal gezeigt, was es heißt, Oberfeldhase zu sein. „Ihr wißt es ja besser als ich, Jungs“, soll der Kriegsminister verschmitzt genuschelt haben, „Bomber machen aus einem Mann erst eine richtige Sexbombe.“ Aus diesem Grunde auch wolle sein Kollege Joseph Fischer – entgegen allen vorherigen Ankündigungen, friedlichere Zeiten abzuwarten – nun doch schon am Wochenende seine grüne Witwe ehelichen. Die Zuwendung, die Scharping ihnen zuteil werden läßt, versicherte der Informant, komme bei den deutschen Kriegsteilnehmern „außerordentlich gut an“. Die Soldaten freuten sich über jeden seiner Anrufe, weil sie ihnen immer Stoff für neue Witze lieferten. Nach seiner Ernennung zum Verteidigungsminister habe man nur über ihn gelacht. Seit er ein echter Kriegsminister ist, könne man jedoch über ihn lachen, Gags reißen und ihn darüber hinaus auch noch verspotten. Scharping sei eben ein Zeitgenosse, „der sich erst von einem Parteiunderdog im Nasenbärenfell in einen Nacktmulch verwandelt hat – und vom Nacktmulch in einen Pitbull. Oder besser gesagt: in eine Pitbull-Tunte, der sein Herrchen ein Hundedeckchen auf den Rücken geschnallt hat – gegen die aus dem Balkan heraufziehende Kaltwetterfront.

Daß in der Soldateska angeblich derartig diffamierende Zoten kursieren, ist nicht weiter verwunderlich. Immerhin soll Gerhard Schröder persönlich kurz nach seiner Wahl zum Bundeskanzler in einem Telefonat mit dem Nato-Hauptquartier auf die Frage „Wer ist ihr Verteidigungsminister?“ geantwortet haben: „Das ist Rudolf Scharping.“ Der Kleine höre auf den Namen Mutantor und sei „a sharp dressed dog“. Dem soll er noch hinzugefügt haben: „Ich bin stolz darauf, mit ihm zusammen Gassi gehen zu können!“ Björn Blaschke

„Ihr wißt es ja besser als ich, Jungs – Bomber machen aus einem Mann erst eine richtige Sexbombe“