NBA: Miller kein Killer und die Knicks fast durch

Berlin (taz) – Reggie Miller gab sich alle Mühe, aber die Rolle des Killers war wieder für Larry Johnson reserviert. Zwar spielte der Guard der Indiana Pacers erstmals in der NBA-Halbfinalserie gegen die New York Knicks eine wirklich gute Parte und erzielte 30 Punkte. Die spielentscheidenden Dreipunkte-Würfe, sonst Lieblingsbeschäftigung des in New York als „Killer-Miller“ Gefürchteten, aber traf wieder Knicks-Forward Johnson, der schon die dritte Begegnung der Serie mit einem Vierpunktespiel für sein Team gewonnen hatte. Diesmal führte er kurz vor Schluß bei ausgeglichenen Spiel mit zwei Dreiern innerhalb von 49 Sekunden die Entscheidung herbei, und die Knicks schaukelten den 101:94-Sieg nach Hause. In der Best-of-Seven-Serie führen sie mit 3:2 und können mit einem Heimsieg heute nacht die Finals erreichen.

Wie schon so oft zwischen den beiden Teams waren auch diesmal die Leistungen der Bankspieler entscheidend. Während bei Indiana der noch im vierten Spiel überragende Jalen Rose nur sechs Punkte beisteuerte, erzielte Marcus Camby, aufgrund der Verletzung von Stammcenter Patrick Ewing mit mehr Spielzeit als sonst, 21 Punkte, 13 Rebounds und sechs Blocks. Latrell Sprewell, der diesmal in der Startformation stand, kam auf 29 Punkte: „Ich habe bisher nicht so gespielt, wie es möglich gewesen wäre. Deshalb kam der Durchbruch zum perfekten Zeitpunkt.“ Die Knicks, die sich insgesamt nur sechs Ballverluste leisteten, so wenige wie in der ganzen Saison nicht, gefallen sich weiter in der Rolle des Favoritenschrecks. „Alle haben uns abgeschrieben und gesagt, wir würden nicht mal die Play-offs erreichen“, sagte Camby, „aber wir haben Miami in der ersten Runde geschlagen, Atlanta mit 4:0 rausgeworfen, und jetzt können wir was ganz Spezielles erreichen.“

Entsprechend sauer dagegen Pacers-Coach Larry Bird: „Ein paar meiner Jungs reden nur, aber es ist nichts dahinter.“ Vor allem auf seine Bankspieler war er nicht gut zu sprechen: „Von da kam absolut nichts.“ Reggie Miller immerhin hat sein Team noch nicht aufgegeben. „Für uns reduziert sich die Saison jetzt auf ein einziges Spiel“, hofft er auf heute nacht, schließlich gründet sich sein Ruf als einer der abgebrühtesten NBA-Distanzschützen vor allem auf heroische Auftritte gegen die Knicks im Madison Square Garden. „Es wird elektrisierend sein, eine fantastische Atmosphäre, und ich persönlich freue mich sehr darauf.“

Thomas Winkler