Der Obelisk wartete schon auf Palermo

■ Argentinien schlägt bei der Copa America den Erzrivalen Uruguay 2:0 und erreicht mit einem lila Auge das Viertelfinale

Buenos Aires (taz) – Ungedeckt holzt Martin Palermo das 2:0 für Argentinien gegen den Erzrivalen Uruguay ins Tor. Für Argentinien die sichere Viertelfinal-Qualifikation bei der Copa America, für den Stürmer eine Erlösung. Sein rechtes Auge ist dick zugeschwollen und lila angelaufen, nun verzerrt er das Gesicht, reißt die Arme hoch und rennt in Richtung einer am Spielfeldrand plazierten Kamera. Schaut her, will er der Heimat mitteilen, ich kann es doch noch. Daran hatten seine Landsleute gezweifelt, nachdem er im Spiel zuvor beim 0:3 gegen Kolumbien gleich drei Elfmeter verschossen hatte. Wäre Argentinien in der Vorrunde der Südamerikameisterschaft gescheitert, hätten sie Palermo wohl am Obelisken, dem Wahrzeichen der Hauptstadt Buenos Aires, aufgeknüpft. Aus dem Helden, der im ersten Spiel gegen Ecuador zwei Tore geschossen hat, wurde der am meisten verachtete Mann des Landes.

Um viel mehr als um die Rehabilitierung Palermos konnte es gegen Uruguay auch gar nicht mehr gehen. Nachdem Bolivien und Japan ausgeschieden waren, stand fest, daß beide Teams bereits eine Runde weiter waren. Doch Argentiniens Coach Marcelo Bielsa wollte seiner Truppe die Moral zurückbringen, ein Sieg mußte her.

Der ist gelungen, aber sieht so der Gewinner einer Copa America aus? Wie dem phantasielosen Abstauber Palermo fehlen auch Bielsa Ideen. Und die großen Namen: Gabriel Batistuta ist verletzt. Hernan Crespo blieb ebenfalls in Italien. Torhüter Roa trat kürzlich vom Profifußball zurück, um mehr Zeit für Religion und Familie zu haben. Ariel Ortega ist wegen seines Kinnhakens, den er im WM-Spiel gegen Holland ausgeteilt hat, für drei internationale Spiele gesperrt und kann erst im nächsten Spiel mitmachen. Das allerdings ist auch bitter nötig: Im Viertelfinale geht es gegen das mit allen Stars angetretene Brasilien. Ingo Malcher ‚/B‘Viertelfinale, Samstag: Peru - Mexiko, Paraguay - Uruguay, Sonntag: Kolumbien - Chile, Argentinien - Brasilien