Betroffene wehren sich gegen ihre Kriminalisierung

■ Nach der Razzia am Dienstag gehen die Berliner Beschuldigten an die Öffentlichkeit

Nach der Razzia gegen die vermeintlichen Urheber von Anti-Castor-Anschlägen haben vier der insgesamt sieben Beschuldigten gestern die Vorwürfe zurückgewiesen. Von den von der Bundesanwaltschaft aufgezählten sichergestellten Beweisstücken, darunter angesägte Gleisstücke oder Kopien von Gleisanlagen, sei in Berlin nichts gefunden worden, sagte Sven Lindemann, Anwalt eines der Beschuldigten. Bei der bundesweiten Razzia wurden Wohnungen und Firmen in Berlin, Hamburg, Bremen und dem Wendland durchsucht. Die Beschuldigten, gegen die keine Haftbefehle vorlagen, wurden nach erkennungsdienstlicher Behandlung und einer Speichelprobe wieder auf freien Fuß gesetzt.

Während die Suche nach Beweisen ergebnislos verlaufen sei, hätten die Beamten des Bundeskriminalamtes allerdings zahlreiche Gegenstände beschlagnahmt, die mit dem Verfahren nichts zu tun hätten. So wurden bei einer der Beschuldigten auch Aufzeichnungen zur persönlichen Therapie- und Krankengeschichte mitgenommen. Be einem anderen Beschuldigten, einem Arzt, beschlagnahmten die Beamten die Patientendateien.

Besonders absurd sei der Vorwurf gegen seinen eigenen Mandanten, sagte Rechtsanwalt Lindemann. Ihm werde lediglich eine Kontaktschuld vorgeworfen. Diese bestehe darin, daß er mit zwei anderen Beschuldigten zusammenwohne, denen die Mitgliedschaft im „Anti-Olympia-Komitee“ (AOK) vorgeworfen werde. Das AOK gilt laut Bundesanwaltschaft als terroristische Vereinigung, die an militanten Aktionen gegen die Castor-Transporte beteiligt sei.

Für die Beschuldigten ist es allerdings die erfolgreiche Arbeit des AOK, das die Razzia veranlaßt habe. Schließlich würde die Gruppe seit längerem erfolgreich auch mit anderen Initiativen und Parteien zusammenarbeiten, etwa auch im Fall des nun bevorstehenden Bundeswehrgelöbnisses. wera