■ Mit Umweltnormen auf du und du
: Keine Gnade

Berlin (taz) – Wer internationale Normen entwickeln will, muß Geduld haben. Meist dauert es Jahre, bis sich die „interessierten Kreise“ weltweit darauf geeinigt haben. Früher wurden nur Papiergrößen, Schrauben, Stecker und andere Industrieprodukte vereinheitlicht, um den Warenaustausch zu erleichtern. Seit ein paar Jahren entwickelt die in der Schweiz ansässige Internationale Standards Organisation (ISO) aber auch Normen fürs Umweltmanagement.

1993 richtete sie dafür das Technische Komitee Nummer 207 ein, an dem Vertreter aus 45 Staaten teilnehmen. Sie begannen damit, eine Reihe von Umweltmanagement-Normen, die ISO-14000-Familie, zu erarbeiten. Inzwischen haben mehrere Arbeitsgruppen einige Normen hervorgebracht. In zahlreichen Staaten gibt es spiegelbildlich die gleiche Organisationsstruktur. Denn die eigentliche Arbeit an einer internationalen Norm findet national statt.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat den Normenausschuß Grundlagen des Umweltschutzes (Nagus) gegründet und mehrere Arbeitskreise eingerichtet. Auf den jeweils 21 Stühlen sitzen Vertreter der Industrie, der Regierung, der Wissenschaft und der Umweltverbände. Nur für letztere ist die Teilnahme kostenlos, weil das Bundesumweltministerium den Beitrag finanziert. „Noch“, sagt Ludwig Glatzner vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Es ist unklar, ob die Umweltschützer weiter mit Steuern bezahlt werden.

In den deutschen Normausschüssen herrscht das Konsensprinzip. Ein Obmann muß die Beschlüsse im entsprechenden internationalen Gremium einbringen und dort zur Abstimmung stellen. Dabei setzt sich meist nicht der fortschrittlichste Vorschlag durch. „Aber immerhin entsteht so international eine gemeinsame Verständigungsplattform“ ,beschreibt Reinhard Peglau vom Umweltbundesamt den Sinn der Normung.

Aus der Familie der ISO-Umweltmanangementnormen ist die Nummer 14001 momentan die einzige, deren Einhaltung sich ein Unternehmen mit einem Zertifikat bestätigen lassen kann. Obwohl die ISO 14001 erst zwei Jahre alt ist haben sich laut Peglau weltweit bereits über 8.000 Unternehmen ein gutes Umweltmanagementsystem bestätigen lassen. Diese Norm entspricht in etwa der Öko-Audit-Verordnung der EU. Der Vorteil bei diesem Öko-Audit-Standard liegt in der Pflicht der Unternehmen, eine Umwelterklärung für die Öffentlichkeit zu produzieren.

Die Industrie erhofft sich auch nebenbei von der Einhaltung der Umweltnormen, daß es weniger gesetzliche Kontrollen gibt. „ Solange es mit Zuckerbrot – also der freiwilligen Normenanwendung funktioniert –, um so besser“, sagt Thomas Fues vom Institut für Entwicklung und Frieden an der Uni Duisburg. Annette Jensen