Langsamer fertig, aber schneller teurer

■  Die Bundestagsbauten bleiben das Sorgenkind des Umzugs. Verzögerungen bis zu acht Monaten verursachen immense Kostensteigerungen, erklärte gestern der Vorsitzende der Baukommission. Grüne hatten bereits gewarnt

Kaum ist die Bundesregierung nach Berlin gezogen, lässt der Vorsitzende der Baukommission des Bundestags, Dietmar Kansy (CDU), die Katze aus dem Sack. Der Umzug des Bundestags in die Parlamentsgebäude am Reichstag, sagte Kansy gestern, werde sich nicht nur verzögern, sondern auch erheblich verteuern. Er selbst, so Kansy, sei über diese Entwicklung, die auf der Sitzung der Kommission am Mittwochabend erörtert wurde, „mehr als enttäuscht, ja sogar deprimiert“.

Laut Kansy wird sich vor allem die Fertigstellung des Jakob-Kaiser-Hauses, in dem zwei Drittel der Abgeordnetenbüros liegen werden, verzögern. Ursprünglich für November 2000 geplant, werde die Eröffnung nun frühestens im Sommer 2001 stattfinden können. Von Frühjahr auf Ende 2001 verzögert sich auch die Fertigstellung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, in dem unter anderem die Parlamentsbibliothek einziehen soll. Beim dritten Parlamentsgebäude schließlich, dem Paul Löbe-Haus, werden sich die Bauarbeiten laut Kansy um ein halbes Jahr bis Ende 2000 verzögern.

Eine genaue Summe der mit den Verzögerungen verbundenen Kosten konnte Kansy gestern nicht nennen. Mit einer entsprechenden Kostenübersicht sei erst im Oktober dieses Jahres zu rechnen. Nach Informationen der taz schlägt aber allein die Verzögerung des Jakob-Kaiser-Hauses mit 50 Millionen Mark zu Buche. Erst im Frühjahr hatte die Baukommission der Bundesbaugesellschaft Berlin (BBB), die die Bauarbeiten im Auftrag des Bundes durchführt, Mehrkosten in Höhe von 54 Millionen Mark bewilligt.

Die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig sagte, es räche sich nun, dass die BBB trotz Warnungen vor dem schwierigen Baugrund keinen Puffer eingebaut habe. „Das holt die nun doppelt und dreifach ein“, so die grüne Abgeordnete. Um weitere Kostensteigerungen zu vermeiden, forderte Dietmar Kansy gestern Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) auf, die Terminverzögerungen bei der Bundesbaugesellschaft zum Thema zu machen. Der Grund: Der Bundestag ist mit 50 Prozent Hauptgesellschafter in der privatrechtlich organisierten BBB. Zugleich warnte Kansy aber vor „terminsichernden Maßnahmen“. Diese könnten leicht Mehrkosten von 100 Millionen Mark verursachen. Uwe Rada