Wie macht der das nur?

■ Venezuelas Nachbarn versuchen, den Grund für Chávez' Beliebtheit herauszufinden

San Salvador (taz) – Hugo Chávez hat etwas, das nur wenige seiner Amtskollegen in Lateinamerika für sich in Anspruch nehmen können: Er ist beliebt bei seinem Volk. Die jüngsten Umfragen ergaben, dass rund siebzig Prozent der Venezolaner ihren Caudillo unterstützen. Und das, obwohl es der Wirtschaft des Landes außerordentlich schlecht geht. Seit Chávez im Amt ist, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um zehn Prozent, mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze gingen verloren.

Im Vergleich dazu ist die Wirtschaftskrise in anderen Ländern zu vernachlässigen. Trotzdem wissen die Wähler das nicht zu schätzen. In El Salvador etwa wird für dieses Jahr immerhin ein schmales Wirtschaftswachstum erwartet. Trotzdem bekam Präsident Francisco Flores, der seit hundert Tagen für die rechte Arena-Partei regiert, in zwei Umfragen dieser Woche Noten, mit denen er in der Schule glatt durchgefallen wäre. Noch schlimmer ergeht es dem nicaraguanischen Präsidenten Arnoldo Aleman. Der krebst in Beliebtheitserhebungen seit Monaten zwischen zwanzig und dreißig Prozent Zustimmung herum.

Kein Wunder, dass da Neid aufkommt. Und danach die Frage: „Wie macht der Chávez das?“ Mit starken Sprüchen, die bei der Bevölkerung auf offene Ohren stoßen. Chávez hat mit dem Programm „Aló, Presidente“ seine eigene Radio- und Fernseh-Talkshow, in der er mit seinem Volk kommuniziert. Zudem wirft er eine eigene Zeitung auf den Markt, die Dank staatlicher Subventionen billiger ist als die Konkurrenz.

Flores und Aleman tun es Chávez nun nach. Neuerdings stellt sich Aleman in einer Radio-Show den Fragen seiner Untertanen. Wird er angepöbelt, pöbelt er zurück: Streit erhöht die Einschaltquote.

Flores dagegen konnte das Konzept aus Venezuela nicht so einfach übernehmen. Der 39-Jährige ist schüchtern und menschenscheu. Er wäre nicht in der Lage, auf kritische Anrufe spontan und sicher zu reagieren. Also musste die Kommunikation etwas einseitig ausfallen: Er wendet sich nun in wöchentlichen Ansprachen an sein Volk. Dabei liest er den Text artig vom Teleprompter ab und mimt mit einstudierten Gesten Entschlossenheit und Zuversicht.

Das ist sicher nicht so spektakulär wie in Nicaragua und Venezuela. Doch Flores gleicht seinen mangelhaften Unterhaltungswert mit Menge aus. El Salvadors Radio- und Fernsehlandschaft wird von Arena-nahen Unternehmern beherrscht. Die strahlen die wöchentliche Rede des Präsidenten gratis aus – auf einem Dutzend Fernsehsendern und über fünfzig Radiostationen. Toni Keppeler