■ Bislang mehr als 2.000 Leichen im Kosovo exhumiert

In der südserbischen Provinz Kosovo sind nach Angaben des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag bislang 2.108 Leichen exhumiert worden. Diese Leichen hätten Experten in 529 Massengräbern gefunden, von denen sie bislang erst ein Drittel genauer untersucht hätten. Insgesamt würden dort 4.256 Tote vermutet, sagte die Chefanklägerin des Tribunals, Carla del Ponte, die vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York am Mittwoch erstmals einen Zwischenbericht über die Tätigkeit der forensischen Experten vorlegte. Die Gerichtsmediziner aus 14 Ländern hatten ihre Untersuchungen vor fünf Monaten, etwa zeitgleich mit dem Einrücken der KFOR-Truppen, aufgenommen.

Die bislang gefundenen Leichen spiegelten aber nicht die tasächliche Zahl der Opfer wider, erklärte Del Ponte. „Es gibt eine große Anzahl von Grabfeldern, wo die exakte Zahl der Opfer nicht mehr festgestellt werden kann. An diesen Orten hat man versucht, die Spuren zu verwischen. Viele Leichen sind zu diesem Zweck verbrannt worden“, sagte Del Ponte. Außerdem lägen Beweise vor, dass die Zahl der Gräber verfälscht sei.

Zumindest gebe es jetzt Aufschluss über das Tötungsmuster, sagte Del Ponte. So handele es sich größtenteils um kleinere Grabstätten, wobei jeweils weniger als 100 Personen an einer Stelle begraben seien.

Dem Tribunal lägen Berichte über insgesamt 11.334 Leichen auf Seiten der Kosovo-Albaner vor. Diese Zahl könne bislang aber noch nicht bestätigt werden. Sie hoffe jedoch, so Del Ponte, dass die Untersuchungen im kommenden Jahr abgeschlossen werden könnten.

Demgegenüber äußerte sich der serbische Informationsminister Miodrag Popovic skeptisch über die Zwischenbilanz des UN-Tribunals. „Ich habe sehr große Zweifel an den vorgelegten Zahlen und der Stelle, von der sie stammen“, sagte er. Die serbische Seite könne die Angaben nicht selbst überprüfen, da sie keinen Zugang zu den Massengräbern habe. „Wie können wir also glauben, was sie sagen? Sie agieren gleichzeitig als Richter und Anklage“, sagte Popovic. bo