Stiftungsmeister USA

■ In Amerika gehört das Stiften schon lange zur politischen Kultur. Die Gründe: Mehr Superreiche und ein löchriges Sozialsystem

Die USA gelten gemeinhin als die Weltmeister im Stiften. Das Stiftungswesen ist in den USA – gemessen an der Einwohnerzahl – fast doppelt so finanzstark wie in Deutschland. Was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass das Sozialsystem in den USA längst nicht so entwickelt ist wie hier. „Das Elend ist dort offensichtlicher“, sagt Eckhard Priller vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Auch gibt es in den USA schlichtweg mehr Reiche und Superreiche als hier. Die Spendenfreudigkeit der Amerikaner sei nicht zuletzt auch auf die relativ hohen Erbschafts- und Schenkungssteuern zurückzuführen, so der Stiftungsforscher Stefan Toepler.

Längst kümmern sich in den USA professionelle Stiftungsberater um die Gebefreudigkeit der Reichen. Abgesehen vom „alten Geld“ der traditionellen Stifter aus der Großindustrie, zeigen sich in den USA neue Tendenzen. Die jungen Reichen aus der High-Tech-Branche seien gebefreudiger als oft erwartet, erklärte Stiftungsberater Peter Hero von der Community Foundation in Silicon Valley auf einem Kongress des European Foundation Centre (EFC) diese Woche in Berlin.

Die jüngeren High-Tech-Stifter, so Hero, wollen „in Lösungen investieren, nicht in Probleme“. Diese Stifter wollten zuverlässige Beratung und Erfolge sehen. Sie förderten deshalb beispielsweise eher ein Projekt, das weniger Betuchten bessere Bildungschancen eröffne, als traditionelle Wohltätigkeit, wie etwa eine Suppenküche, zu unterstützen.

Ted Turner, der Gründer von CNN, stiftete 1 hMilliarde Dollar für eine neue private UN-Stiftung. David Packard, Mitbegründer des Computerherstellers Hewlett-Packard, hinterließ seiner Stiftung ein Vermächtnis von 5 Milliarden Mark. Bill Gates kündigte Zustiftungen von 3,3 Milliarden Mark an eine seiner Stiftungen an.

In den USA gab es früher eine besonders harsche Diskussion über den Missbrauch von Stiftungen. Der Streit mündete in ein Steuerreformgesetz von 1969, das beispielsweise eine geringere Abzugsgrenze für Zustiftungen vorsieht, gegenüber Spenden an andere gemeinnützige Organisationen. Stiftungen werden in den USA außerdem mit einer Stiftungssteuer belegt, die 4 Prozent des Einkommens ausmacht, resümiert Toepler. Auch wegen dieser steuerlichen Besonderheiten eignen sich die Verhältnisse in Amerika nur bedingt zum Vergleich mit Deutschland.