taz-Abo-Aktion

■ Stellungnahmen zur „Titten-taz“

Was am Samstag fehlte: Das Pin-up-Foto von Georg Schmitz im taz.mag der „Titten-taz“ fotografierte Wolfgang Borrs. Diese taz war eine einmalige, symbolische, „richtig billige“ Zeitung – die sich qua Definition mit „niederen Instinkten“ beschäftigte, deren Titelseite sich an einem Sexblatt orientierte und die im Blatt boulevardeske Einflüsse aufwies. Die Meinungen über diese Anti-taz gehen auseinander. Stimmen von LeserInnen und aus der taz:

Die Boulevard-taz ist auf niedrigem Niveau misslungen. Ausgehend von einem Feindbild, das aus den Siebzigerjahren stammt, ist ein Blatt herausgekommen, das zwar die verklemmte Tittenfixiertheit der Macher dokumentiert, aber bestimmt nicht Boulevard-Journalismus. Das taz-Titelblatt sieht aus wie ein Pornoheft und nicht wie Bild oder B.Z. Die Titten-taz ist nicht witzig, sondern einfach nur schlecht. Somit ist diese taz-Ausgabe auch ein Negativ-Höhepunkt der Kampagne, die inzwischen einen Overkill an Klamauk produziert. Satirische Elemente sind aber gerade als Raritäten, als Perlen, die man hier und da im Blatt findet, gut, und nicht in der Masse.

Silke Mertins, Tagesthemenredakteurin

Es zeugt nicht von Ironie oder Witz oder Satire, wenn man Titten und Fäkalsprache neben Nachrichten über die Situation im Kaukasus stellt. Es zeugt nur von Zynismus und Menschenverachtung.

Werner Brill, Saarbrücken

Die Titten-taz war nicht konsequent genug. Wenn schon Boulevard, dann richtig! So, wie es war, killten sich Texte und Aufmachung gegenseitig. Auf witzige Überschriften folgten langweilige Texte und umgekehrt. Ernsthafte Texte wurden durch alberne Headlines entwertet. Am meisten geärgert hat mich aber, dass der konsequente und geile Artikel, bei dem alles zusammenpasste („Der Schwanz schlägt links“) nur in der Berlin-Ausgabe erschien. Das war ein echtes Schmuckstück.

Lukas Wallraff, Praktikant in der Inlandredaktion

Ich habe selten beim Zeitunglesen so gelacht wie Samstag. Was aber nicht heißen soll, dass ich immer so eine Zeitung haben will. Jetzt freue ich mich auf die packende Leserbriefschlacht. MFvM

Wer sich im Ernst so peinlich massiv über die angeblich sexistische taz vom letzten Samstag beschwert und übersieht, dass sie oder er eine wunderbar ironische taz in Händen hielt, die genau das vorführte, wofür sie absolut nicht steht, die oder der hat noch nicht mal die geistige Reife, um die Titel-Titten der Bildzeitung um die Ohren gehauen zu bekommen.

Olaf Wilhelmer, Berlin

Die Titten-taz war eigentlich gut gemacht, vor allem die Bild-Parodie bei der Glogowski-Berichterstattung und die Überschriften, die ihr auch bei ernsthaften Themen konsequent geschmacklos gestaltet habt. Leider ist bei der Auswahl der Fotos wohl das alte Bedürfnis durchgebrochen, es den patriarchalen Männerschweinen richtig zu zeigen. Der Artikel auf der Seite zwei und das wundervolle Playmate waren komische und liebevolle Versuche, die Erwartungen an „geile Titten“ zu unterlaufen.

Jörg Kunzendorf

Die Samstagsausgabe war geschmacklos, aber so musste es auch sein. Um das Grauen zu dokumentieren, mussten wir so überziehen. Ich fände es auch schöner, wenn wir mit konventionelleren Methoden ähnliche Erfolge verzeichnen könnten. Bisher haben wir 2.200 neue Abonnenten gewonnen. Das sind im Schnitt 244 Abos pro Woche (etwas mehr als doppelt so viel wie sonst) gegenüber wöchentlch zirka 125 Kündigungen (leicht unter Durchschnitt). Bislang sind in der Aboabteilung ungefähr 50 Kündigungen wegen der Titten-taz eingegangen.

Gerd Thomas, Marketingchef der taz

„Frauen werden überall durch den Kakao gezogen, jetzt eben auch in der taz“, sagte mir ein männlicher Genosse gestern am Telefon. Ich konnte ihm nur antworten, es hätte schlimmer kommen können. Wie immer wurde heißer gekocht als gegessen. Das Titelbild war ausgetauscht worden, das veröffentlichte Foto war vergleichsweise harmlos, die Schlagzeilen haben mich gelangweilt. Das Foto von unserem Ex-Säzzer Georg fand ich witzig. Ihn hätten wir auf die Seite eins bringen und uns den Rest sparen können. So war die Ausgabe weder frech noch fanatsiereich. Eben sehr konventionell, außer dass wir eben eine nackte Frau auf der ersten Seite hatten. Bei so vielen Diskussionen in der taz und all den empörten Anrufen und Kündigungsdrohungen von LeserInnen und GenossInnen traute sich offensichtlich niemand mehr so richtig. Mir ist lieber, Herr Wagner ist beleidigt als unsere LeserInnen und GenossInnen. Für mich bleibt diese taz-Ausgabe ärgerlich, kündigen sollte deshalb niemand.

Konny Gellenbeck, taz-Genossenschaft

Ihre Meinung bitte weiterhin unter Stichwort „4.000 Abos“ an die tageszeitung, Kochstr. 18, 10969 Berlin, Fax (0 30) 2 51 30 87; E-Mail: drohungtaz.de