Aids ist ein Westproblem

■  HIV-Infektionen im Ostteil der Stadt nehmen weiter zu – aber auf niedrigem Niveau. Die Aids-Hilfe hält das für „nicht dramatisch“. Mehr Beratungsbedarf gebe es bei MigrantInnen

Die Mauer als Kondom wirkt nach. Auch zehn Jahre nach der Wende ist Aids in Berlin vor allem ein Westproblem. Nur sechs Prozent aller bisher registrierten HIV-Infektionen und Aidserkrankungen wurden im Ostteil der Stadt diagnostiziert. Drei Viertel aller HIV-Infizierten stammen aus den westlichen Innenstadtbezirken.

Doch in Ostberlin nimmt die Anzahl der HIV-Infektionen – auf niedrigem Niveau – weiter zu. Etwa ein Fünftel der Neuinfektionen entfällt auf den Ostteil der Stadt. Insgesamt infizierten sich im vergangenen Jahr etwa 450 Menschen mit HIV, diese Zahl stabilisiert sich seit 1994. Das besagen neue Zahlen des Aids-Zentrums im Robert-Koch-Institut.

Vor 1989 gab es im Ostteil der Stadt keine HIV-Fälle. Nach Angaben der Berliner Aids-Hilfe (BAH) gibt es dafür zwei Gründe: Sexuelle Kontakte fanden fast ausschließlich unter DDR-Bürgern statt, eine Drogenszene gab es nicht. Nach der Wende sei die Aufklärungskampagne über Safer Sex bereits sehr verbreitet gewesen. „Die Entwicklung im Ostteil ist nicht dramatisch“, sagt Armin Traute von der BAH. Der Anstieg sei zum Teil auf Umzüge aus dem Westteil der Stadt zurückzuführen. Doch bei nicht offen schwul lebenden Männern nehme das Risiko zu. Schwuler Sex ist der weitaus häufigste Infektionsweg für HIV. 65 Prozent aller HIV-Infizierten in Berlin holen sich den Virus so.

Bei der Prävention im Osten gibt es Nachholbedarf“, sagt Traute. „Die Präventionskampagne der Bundeszentrale für gesellschaftliche Aufklärung zielt auf die westdeutsche Schwulenszene in Großstädten.“ Sie komme im Osten nicht an.

Im kommenden Monat wird das Prenzlberger Aids Projekt (PAP) seine Arbeit wegen Finanznöten einstellen. Nach Angaben des Landesverbandes der Berliner Aids-Selbsthilfegruppen (LaBas) gibt es dann nur noch eine solche Einrichtung im Ostteil der Stadt. Dazu kommen Aidsberatungen in zwei Gesundheitsämtern.

Für die BAH aber hat eine andere Zielgruppe Vorrang: MigrantInnen aus Afrika, der Karibik und Südostasien, also Ländern, in denen der Aidsvirus stark verbreitet ist. 12 Prozent der HIV-Infizierten in Berlin kommen aus diesen Ländern. Traute: „Sie werden von der Prävention bislang kaum erreicht.“ Sabine am Orde