■ Pampuchs Tagebuch
: Der Download wird an der Abbruchstelle fortgesetzt

Dies ist ein Rückruf. In meine letzte Kolumne haben sich – produktionstechnisch bedingt (sie wurde zwischen 2.30 und 4 Uhr morgens gefertigt) – Ungenauigkeiten eingeschlichen. Nicht, dass nun irgendwer deswegen gegen eine Mauer knallen könnte – ganz im Gegenteil. Denn die vor einer Woche hier beschriebene Mauer existiert gar nicht. Wir blicken zurück: Der User Thomas P. wollte bei Ikea.de elektronisch einkaufen, aber es gelang ihm nicht, zum Kaufakt vorzudringen.

Weder die Suchmaschinen noch das Knöpfchen „ikea online“ funktionierten ordnungsgemäß. Alles, was man ihm anbot, war, sich gefälligst einen Browser runterzuladen (wahlweise von Microsoft oder von Netscape). Davor nahm der Kunde Abstand und schimpfte auf den schwedischen Möbelhersteller Ikea.

Mag sein, dass die späte Stunde und die grundsätzliche Angst vor diesen mörderischen Downloads dabei eine Rolle gespielt haben. Inzwischen habe ich einiges dazugelernt.

So wurde mir mitgeteilt, dass Ikea in Wahrheit die Abkürzung für „Idioten kaufen einfach alles“ sei, was ich hier aus Zeitmangel ungeprüft weitergeben muss. Außerdem mailte mir der Redakteur dieser Seite – der übrigens stolz darauf ist, „kein einziges Elchmöbel zu besitzen“ –, dass meine Probleme wohl „mit dem AOL-Browsen zusammenhängen. Die Korrektorin“ (ein fröhlicher Gruß von dieser Stelle!) habe „es ausprobiert und ganz empört angerufen, weil sie sofort einen Stuhl gefunden hat“.

Also nicht Ikea, sondern AOL war mal wieder schuld. Und ich natürlich, weil ich diese Hemmung vor dem Download habe. Zu Recht freilich. Denn einen vernünftigen Download hinzukriegen, wie er uns inzwischen bei jedem Popel-Internetbesuch aufgedrängt wird, ist ein zeitraubendes und gefahrvolles Unternehmen, von den Online-Kosten und der dabei auftretenden Wirrnis gar nicht zu reden.

Als gewissenhafter Chronist wagte ich es aber einen Sonntagnachmittag lang dennoch. Schließlich will ich ja nicht hinter dem Mond oder der Korrektorin versauern. Allerdings war es sehr hart.

Schon die Entscheidung „Netscape oder Microsoft“ verlangte langes Nachdenken. Beide Seiten waren zutiefst verwirrend. MS war eine Idee weniger unübersichtlich, und ich lud erst mal „smart download“, was mich vom Namen her anmachte. Es erwies sich – wenn ich das richtig begriffen habe – als wirklich smart, bei den Abstürzen, wie sie immer (immer!) passieren, wurde jeweils „an der Abbruchstelle fortgesetzt“.

Der ganze Download des Internet Explorers 4.01 dauerte dann – die Abstürze nicht gezählt – 106 Minuten. Dazu kamen dann irgendwelche „Komponenten“ mit noch mal 15 Minuten, irgendwelche Konfigurationen, wobei man mir mitteilte, dass noch ein paar Komponenten – weiß der Teufel, warum – fehlten. Dann wurde „aktualisiert“, und am Ende war mein Bildschirm nicht nur plötzlich schwarz statt blau, sondern es befand sich ein ganzer Internetkiosk mit Spiegel, Focus und sogar der „update show Claudia“ auf meinem ordentlichen Bildschirmschreibtisch.

Nun mag ich die Claudias dieser Welt, aber dass sie ungefragt auf meinem Schreibtisch Platz nehmen, fand ich doch etwas keck. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, Downloads seien die trojanischen Werbepferdchen unserer Zeit. Was hat Focus mit dem Internet Explorer zu schaffen? Könnte es sein, dass sich die Laderei so lange hinzieht, weil auch noch das ganze Werbezeug mit übertragen wird?

Auf jeden Fall kann ich jetzt bei Ikea shoppen. Das klappt. Doch in den Explorer selbst komme ich immer noch nicht rein. Vielleicht, weil ich die Show-Claudia samt den anderen Hefteln wieder vom Schreibtisch geschubst habe. War doch nicht so gemeint, Claudia.

Thomas Pampuch

ThoPampuch@aol.com