Die Kosten für RU 486 werden übernommen

■ Einkommensschwache Frauen bekommen Hilfe wie bei herkömmlicher Abtreibung

Der Senat übernimmt die Kosten für einkommenschwache Frauen, die mit Hilfe der Pille RU 486 abtreiben wollen. Das sagte gestern der Sprecher von Sozialsenatorin Beate Hübner (CDU), Ulf Herrmann.

Obwohl die Abtreibungspille seit Anfang der Woche auf dem Markt ist, war bislang unklar, ob einkommensschwache Frauen genauso wie beim lokalen oder chirurgischen Eingriff Unterstützung bekommen werden. Die Einigung war am Dienstag zwischen Kassen, Ländern und Bund erzielt worden.

84,5 Prozent der Frauen, die in Berlin abtreiben, bekommen derzeit die finanzielle Hilfe. Sie dürfen nicht mehr als 1.600 Mark im Ostteil und 1.700 im Westteil verdienen. Miete und Kindergeld werden ebenfalls eingerechnet. Kostenpunkt: 6,5 Millionen Mark. In Berlin werden jährlich rund 13.000 Abbrüche durchgeführt.

Das Familienplanungszentrum Balance, das seit gestern RU 486 anbietet, hat inzwischen eine Info-Hotline geschaltet. Die Beraterinnen stehen montags und freitags zwischen 10 und 12 Uhr unter der Nummer 5 53 67 92 speziell zu Fragen des medikamentösen Abbruchs zur Verfügung. Die Frauen, die bei Balance abtreiben wollen, müssen innerhalb von drei Tagen zwei verschiedene Pillen einnehmen, RU 486 und ein wehenauslösendes Prostagladin. Dabei müssen sie sich zwei bis drei Stunden in einem Ruheraum aufhalten.

Die Gynäkologin Sabine Müller geht davon aus, dass das Familienplanungszentrum wöchentlich 10 Frauen RU 486 anbieten kann. Das Interesse ist jedoch weitaus größer: „Es rufen täglich sehr viele Frauen an“, sagt sie. Viele müssen abgewiesen werden, weil sie zu alt sind oder zu weit weg vom Beratungszentrum wohnen. In der Vorschriften steht, dass der Wohnort nicht weiter als eine Stunde von der Örtlichkeit des Abbruchs entfernt sein soll. Müller schätzt, dass zukünftig 40 bis 60 Prozent der Frauen mit Hilfe von RU 486 abtreiben werden. Julia Naumann